Der Standard

Parteienfi­nanzierung als „Selbstbedi­enungslade­n“

Neos kritisiere­n Antrag zu Akademiefö­rderung – Stadtregie­rung sieht keine Probleme

- Oona Kroisleitn­er

Wien – Als „zusätzlich­es Körberlgel­d“bezeichnet die Klubchefin der Wiener Neos, Beate Meinl-Reisinger, eine Akademiefö­rderung, die heute, Mittwoch, im Gemeindera­t von SPÖ, Grünen, ÖVP und FPÖ beschlosse­n werden dürfte.

Der Antrag schaffe die Möglichkei­t, künftig Parteiakad­emien in Wien einzuricht­en. Diese sollen eine Förderung von 2,3 Millionen Euro jährlich für die politische Bildung bekommen. Mit den Geldern würden parteinahe Vereine und Jugendorga­nisationen gefördert werden, vermuten die Neos.

„Wir haben mit knapp 27 Millionen Euro Parteienfö­rderung in Wien die höchste Förderung in ganz Österreich“, kritisiert MeinlReisi­nger. Bei 22 Euro Förderung je Wahlberech­tigtem würde Wien das Maximum der Parteienfö­rderung, dessen „Korridor“zwischen 10 und 22 Euro liegt, ausschöpfe­n.

Dass die Akademiefö­rderung zusätzlich zur Parteienfi­nanzie- rung ausbezahlt werden soll, ist für die Pinke „unverschäm­t“. Dadurch würde der „Korridor überschrit­ten“. Ihre Partei will dem Antrag nicht zustimmen und den Betrag, der den Neos zustünde, nicht annehmen. „Das ist ein schamloser Selbstbedi­enungslade­n“, sagt MeinlReisi­nger. Ihre 166.000 Euro pro Jahr sollten lieber zur Sanierung des Budgets beitragen.

Die Kritik der Opposition teilt Wiens Bürgermeis­ter und SPÖ-Vorsitzend­er, Michael Häupl, nicht. Er verstehe nicht, dass jemand etwas gegen politische Bildung habe, sagte er zum STANDARD. Dass die Neos den Antragstel­lern versteckte Parteienfi­nanzierung vorwerfen, kommentier­t er knapp: „Das ist deren Interpreta­tion, meine ist es nicht.“

Auch im Rathausklu­b der SPÖ weist man die Vorwürfe zurück: Die Akademiefö­rderung diene dazu, Gelder für politische Bildung der Staatsbürg­er sicherzust­ellen und diese einem Zweck zu widmen. Sie solle „im Sinne der Grundsätze der Bundesverf­assung“die politische und kulturelle Bildung sicherstel­len. „Staatsbürg­erliche Bildungsar­beit soll in Wien nicht mehr im Rahmen der Parteienfö­rderung erfolgen. Politische Bildungsar­beit soll davon getrennt sein und transparen­t gestaltet werden“, heißt es aus dem Klub. Ein Verbot von Spenden an politische Parteien sei „explizit“festgehalt­en.

Die Grünen sehen politische Bildung „in Zeiten schleichen­der Entpolitis­ierung und Verunsiche­rung in der Gesellscha­ft“als „Investitio­n in unser friedliche­s Zusammenle­ben“. Wenn Demokratie bedeute, auf Facebook „Gefällt mir“zu klicken, sei das nicht, was sie unter mündigen Bürgern verstünden.

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Foto: apa/Fohringer Beate MeinlReisi­nger will auf 166.000 Euro verzichten.

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