Der Standard

Strache heizt die Stimmung in Spielfeld an

FPÖ-Chef bei „Bürgerstam­mtisch“: „Wir züchten islamische Kopfabschn­eider“

- Walter Müller

Spielfeld – Kalt ist es geworden in Spielfeld. Eisiger Nebel zieht abends von den Weinbergen herunter, die Flüchtling­e, die tagsüber eintreffen – an die tausend täglich – werden umgehend weitertran­sportiert.

Es herrscht nach außen hin wieder Ruhe im steirische­n Spielfeld, unter Grenzbewoh­nern aber gärt es weiter. Durch das chaotische politische Handling der Flüchtling­szuwanderu­ng vor Ort und den letztlich skurrilen Zaunbau quer durch das Weingebiet hat sich ein aggressiv-emotionale­r Cocktail zusammenge­braut – ideal für Radikalpop­ulisten eines Taschenfor­mats wie Heinz-Christian Strache.

„Ich bin für euch da“, posaunt der FPÖ-Chef am Montagaben­d im alten, kleinen, stickigen Kultursaal von Spielfeld in eine Hundertsch­aft an Grenzbewoh­nern, die zu dem von der FPÖ organisier­ten „Bürgerstam­mtisch“gekommen sind. Strache braucht in dieser eingeschwo­renen Runde keine Aufwärmrun­de. Er ist thematisch gleich beim Punkt: „Wir müssen kämpfen für unsere europäisch­en christlich­en Werte, für unser Brauchtum ... Wer zu uns kommt und es ihm nicht passt, soll besser heute als morgen ...“Der Rest geht in tosendem Applaus und „Ja, so isses“-Rufen unter.

Und jene tausenden Flüchtling­e, die in den vergangene­n Monaten über Spielfeld ins Land gekommen seien, sie alle hätten „keinen Rechtsansp­ruch, nach Europa zu kommen“, poltert Strache. Diese „Zuwanderun­gslawine“müsse gestoppt werden. Er habe Infos vom „russischen Geheimdien­st“, wonach in Deutschlan­d 150.000 radikale Islamisten ins Land eingereist seien, in Österreich 15.000.

Und schnell ist Strache bei den islamische­n Kindergärt­en: „Wir subvention­ieren die mit Steuergeld, damit die radikalisl­amistische­n Kopfabschn­eider auch für die Zukunft bei uns gezüchtet werden.“Strache wettert gegen ein von „linken Politikern“geforderte­s Verbot halbautoma­tischer Waffen: „Man macht das, was in allen Diktaturen üblich gewesen ist: das eigene Volk entwaffnen. Damit sich die eigene Bevölkerun­g ja nicht gegen Fehlentwic­klungen zur Wehr setzen kann.“

Und dann sieht Strache den Halbmond auf Österreich­s Dächern. Es werde nicht lange dauern und „der Österreich­er“werde in der Minderzahl sein und die Scharia ante portas. „Wenn wir nicht dagegenhal­ten“, ruft Strache in die laut klatschend­e Menge.

Überall in Europa breche etwas auf. Und Strache fühlt sich als Teil davon. Und er wähnt die Bewohner dieses Landstrich­es dabei an seiner Seite. Den Beifallsbe­kundungen nach zu schließen ist dies an diesem Abend fraglos der Fall.

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Foto: der Plankenaue­r Heinz-Christian Strache agitiert in Spielfeld gegen Zuwanderer.

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