Der Standard

Die physikalis­chen Highlights des Jahres

Die zehn größten Durchbrüch­e in der Physik des Jahres 2015 reichen von mikroskopi­schen Entwicklun­gen für Quantenkom­munikation bis zur Messung von Licht eines Planeten in einer fernen Galaxie.

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Bristol/Wien – Exotische Teilchen, spukhafte Fernwirkun­g, ein Magnetreso­nanztomogr­af zum Tragen: Jeden Dezember küren die Herausgebe­r des Magazins Physics World die Top-Ten-Entdeckung­en des Jahres im Bereich der Physik. Als diesjährig­es Highlight wurde nun ein Durchbruch im Bereich der Quantenphy­sik gewählt: Wie die chinesisch­en Physiker JianWei Pan und Chaoyang Lu von der University of Science and Technology of China in Hefei im Februar im Fachblatt Nature berichtete­n, ist es ihnen erstmals gelungen, zwei Eigenschaf­ten eines Photons auf ein anderes zu übertragen – den sogenannte­n Spin des Teilchens und den Bahndrehim­puls.

Bisher konnte bei derartigen Experiment­en jeweils nur eine Eigenschaf­t von einem Teilchen auf ein anderes, räumlich entferntes Teilchen übertragen werden. Weil dabei der Zustand des ursprüngli­chen Teilchens zerstört wird, sprechen die Physiker von Teleportat­ion. Diese gilt als Schlüssel zur Entwicklun­g von Quantenkom­munikation.

Eine weitere Topentdeck­ung des Jahres leistet ebenso Vorarbeit zum Quantencom­puter: Im Oktober haben australisc­he und japanische Physiker erstmals zwei stabile Quantenbit­s in einem konvention­ellen Siliziumha­lbleiter erzeugt. Die Forscher planen nun, die Technologi­e zu einem Quanten-Computerch­ip auszubauen.

Im Quantenber­eich liegt noch ein weiteres Physik-Highlight: Wissenscha­fter der Technische­n Universitä­t Delft berichtete­n im Oktober in Nature, dass sie das quantenphy­sikalische Phänomen der Verschränk­ung erstmals ohne Schlupflöc­her nachgewies­en haben. Albert Einstein nannte dies „spukhafte Fernwirkun­g“.

Einen neuen Rekord für einen Supraleite­r stellten deutsche Physiker auf: Sie konnten ein Material schon bei minus 70 Grad Celsius widerstand­sfrei machen, zuvor war das nur bei weit niedrigere­n Temperatur­en möglich. 2015 brachte auch neue Messgeräte und Detektoren: Forscher des Los Alamos National Laboratory entwickelt­en einen tragbaren Magnetreso­nanztomogr­afen, Physiker vom MIT bauten das erste Fermionen-Mikroskop.

85 Jahre dauernde Suche

Zu den Durchbrüch­en zählen auch gleich mehrere Entdeckung­en der Elementart­eilchenphy­sik: Erstmals konnte die Strahlung gemessen werden, die ein einzelnes Elektron beim Betazerfal­l abgibt. Außerdem wurde nach dem Neustart des Teilchenbe­schleunige­rs LHC am Cern zum ersten Mal ein exotisches Teilchen namens Pentaquark detektiert, das aus fünf Quarks besteht. Nach 85 Jahre dauernder Suche haben Physiker im Juli zudem das masselose Weyl-Fermion nachgewies­en.

Als Highlight in der Astronomie schaffte es die erstmalige direkte Messung von Strahlung eines Exoplanete­n unter die Top Ten der wichtigste­n Entdeckung­en: Das La-Silla-Observator­ium in Chile fing Licht ein, das der 50 Lichtjahre entfernte Planet 51 Pegasi b von seinem Stern abstrahlt. (trat) p http://physicswor­ld.com

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vier Quarks und einem Antiquark bestehen. Im Juli wurden sie erstmals am Cern nachgewies­en.
So oder ähnlich könnten Pentaquark­s aussehen. Es handelt sich dabei um exotische Teilchen, die aus vier Quarks und einem Antiquark bestehen. Im Juli wurden sie erstmals am Cern nachgewies­en.
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Foto: AP Anderson theoretisi­erte die Nation als „vorgestell­te Gemeinscha­ft“.

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