Mit dem Knödel im Mund
Von der Großmutter ist der Spruch überliefert, dass Englisch ganz einfach sei. Man müsse sich nur einen Knödel in den Mund schieben, um dann einfach weiter deppert daherzureden, wie einem der Schnabel gewachsen sei. Wenn man sich vorstellt, wie im Gegenzug US-Schauspieler Deutsch sprechen, die in einer von Amazon produzierten Serie Nazis geben müssen, hat man eine ungefähre Ahnung, was den Reiz der ersten Staffel von The Man in the High Castle ausmacht. Es wird mächtig zurückgeknödelt.
Die aufwendig und ziemlich detailverliebt verfilmten zehn Folgen beruhen lose auf einem bereits 1962 erschienenen gleichnamigen Roman des gern adaptierten Science-FictionGroßmeisters Philip K. Dick (Blade Runner, Total Recall, Minority Report, Paycheck, Screamers ...). Die Nazis und die Japaner haben den Zweiten Welt- krieg gewonnen und sich den nordamerikanischen Kontinent geteilt. Doch es regt sich im Jahr 1962 Widerstand, der bis in jeweilig höchste Verschwörungsebenen und Diktatur-Verwaltungshauptbüros reicht.
Nicht nur bezüglich „Süüüg hoil!“und „Jawooohl, Obrrrssssdurmbämfuuuhror“schoss man hier den sprichwörtlichen Vogel, Pardon, deutschen Adler ab. Als Titelsong dient obendrein eine ziemlich stark Gänsehaut machende, spukige Version des alten Anti-Nazi-Musical-Hits aus The Sound of Music: „Öööödälwuaisssss, Öööödälwuaisssss ...“.
Die durchaus klischeehaften Nazis haben jedenfalls alle Lacher auf ihrer Seite. Das ist wirklich lustiger Trash. Hitler wird übrigens von einem Holländer gegeben, der redet wie Johannes Heesters. Ab 18. 12. wird es nun eine deutsche Synchronfassung geben. Das kann nicht gutgehen. p derStandard.at/TV-Tagebuch