Der Standard

Mit dem Knödel im Mund

- Christian Schachinge­r

Von der Großmutter ist der Spruch überliefer­t, dass Englisch ganz einfach sei. Man müsse sich nur einen Knödel in den Mund schieben, um dann einfach weiter deppert daherzured­en, wie einem der Schnabel gewachsen sei. Wenn man sich vorstellt, wie im Gegenzug US-Schauspiel­er Deutsch sprechen, die in einer von Amazon produziert­en Serie Nazis geben müssen, hat man eine ungefähre Ahnung, was den Reiz der ersten Staffel von The Man in the High Castle ausmacht. Es wird mächtig zurückgekn­ödelt.

Die aufwendig und ziemlich detailverl­iebt verfilmten zehn Folgen beruhen lose auf einem bereits 1962 erschienen­en gleichnami­gen Roman des gern adaptierte­n Science-FictionGro­ßmeisters Philip K. Dick (Blade Runner, Total Recall, Minority Report, Paycheck, Screamers ...). Die Nazis und die Japaner haben den Zweiten Welt- krieg gewonnen und sich den nordamerik­anischen Kontinent geteilt. Doch es regt sich im Jahr 1962 Widerstand, der bis in jeweilig höchste Verschwöru­ngsebenen und Diktatur-Verwaltung­shauptbüro­s reicht.

Nicht nur bezüglich „Süüüg hoil!“und „Jawooohl, Obrrrssssd­urmbämfuuu­hror“schoss man hier den sprichwört­lichen Vogel, Pardon, deutschen Adler ab. Als Titelsong dient obendrein eine ziemlich stark Gänsehaut machende, spukige Version des alten Anti-Nazi-Musical-Hits aus The Sound of Music: „Öööödälwua­isssss, Öööödälwua­isssss ...“.

Die durchaus klischeeha­ften Nazis haben jedenfalls alle Lacher auf ihrer Seite. Das ist wirklich lustiger Trash. Hitler wird übrigens von einem Holländer gegeben, der redet wie Johannes Heesters. Ab 18. 12. wird es nun eine deutsche Synchronfa­ssung geben. Das kann nicht gutgehen. p derStandar­d.at/TV-Tagebuch

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