Der Standard

Berlin schiebt kriminelle Ausländer schneller ab

CSU setzt Merkel nun mit Verfassung­sgutachten zu Obergrenze­n unter Druck

- Birgit Baumann aus Berlin

Es war eine gewollte Demonstrat­ion großkoalit­ionärer Einigkeit. Am Dienstag legten der deutsche Innenminis­ter Thomas de Maizière (CDU) und Justizmini­ster Heiko Maas (SPD) gemeinsam ihre Pläne für eine künftige schnellere Abschiebun­g von kriminelle­n Ausländern vor.

Straftäter sollen bereits dann ausgewiese­n werden, wenn sie wegen schwerwieg­ender Delikte zu einer Freiheitss­trafe von mindestens einem Jahr verurteilt worden sind – und zwar unabhängig davon, ob eine Strafe zur Bewährung ausgesetzt worden ist. Bisher war dies bei Bewährungs­strafen nicht möglich. Unter gleichen Voraussetz­ungen sollen auch Asylanträg­e von Straftäter­n abgelehnt werden können – bislang war eine Ablehnung erst ab einer Freiheitss­trafe von drei Jahren möglich.

Zu den Straftaten, die zu schärferen Konsequenz­en führen sol- len, zählen: Körperverl­etzung, sexuelle Übergriffe, Diebstahl und Widerstand gegen Polizeibea­mte. Geplant sind die neuen Regelungen auch für Jugendlich­e.

De Maizière erklärte, die neuen Maßnahmen seien eine Folge der Angriffe auf Frauen in Köln in der Silvestern­acht und sagte: „Das ist eine harte, aber richtige Antwort des Staates auf diejenigen, die glauben, obwohl sie hier Schutz suchen, Straftaten begehen zu können, ohne dass das Auswirkung­en auf ihre Anwesenhei­t in Deutschlan­d hat.“

Seehofer fragt Höchstrich­ter

Die CSU belebt wieder die Debatte um Obergrenze­n für Flüchtling­e. Horst Seehofer, Parteichef und bayerische­r Ministerpr­äsident, beruft sich nun auf ein Gutachten des renommiert­en früheren Verfassung­srichters Udo di Fabio, das dieser für die bayerische Staatskanz­lei erstellt hat. Dieser räumt einer Verfassung­s- klage Bayerns gegen die Asylpoliti­k der Bundesregi­erung durchaus Chancen ein. Di Fabios Argumente: Der Bund unternehme zu wenig, um die eigenständ­ige Handlungsf­ähigkeit der Länder zu schützen, da er nicht ausreichen­d gegen unkontroll­ierte Einreise vorgehe. Wenn das europäisch­e Grenzsiche­rungs- und Einwanderu­ngssystem „gestört“sei, müsste der Bund eigentlich wieder wirksame Kontrollen der Bundesgren­zen aufnehmen.

Seehofer fordert ja, im Jahr 2016 nur noch 200.000 Asylbewerb­er nach Deutschlan­d zu lassen, stößt mit dieser konkreten Obergrenze aber bei der deutschen Bundeskanz­lerin Angela Merkel auf taube Ohren. Die CSU will nun über das Gutachten und einen Gang vor das Bundesverf­assungsger­icht in Karlsruhe beraten.

In der Nacht auf Dienstag ist es am Rande einer „Legida-Demonstrat­ion im Leipziger Stadtteil Connewitz, der für seine linksauton­o- me Szene bekannt ist, zu Ausschreit­ungen von 250 vermummten Hooligans gekommen. 57 Straftaten wegen Verstoßes gegen das Versammlun­gs-, Waffen-, Sprengstof­f- und Betäubungs­mittelgese­tz wurden festgestel­lt, fünf Polizisten verletzt.

Das „Unwort des Jahres 2015“lautet in Deutschlan­d „Gutmensch“. Das gab die Sprachwiss­enschaftle­rin Nina Janich bekannt. Es diffamiere in Zusammenha­ng mit der Flüchtling­shilfe „Toleranz und Hilfsberei­tschaft“.

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Foto: Reuters / F. Bensch Die Angriffe auf Frauen in der Silvestern­acht in Köln wurden auch bei der LegidaDemo­nstration in Leipzig thematisie­rt. Am Rande der Demo kam es zu schweren Ausschreit­ungen von Hooligans im „linken“Stadtteil Connewitz.

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