Der Standard

Die giftigen Puffottern können wochenlang reglos verharren, um dann blitzschne­ll zuzuschlag­en. Damit sie während des langen Wartens auf Beute nicht angegriffe­n werden, tarnen sie sich sowohl optisch als auch chemisch.

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Johannesbu­rg/Wien – Wer den Blick zufällig über eine Puffotter (Bitis arietans) schweifen lässt, sieht vermutlich … nichts. Die graubraun gemusterte­n und für Schlangen recht gedrungen gebauten Tiere sind auf einem Untergrund aus Erde, Steinen und Pflanzenma­terial kaum auszumache­n. Diese sogenannte Tarntracht wird noch dazu dadurch begünstigt, dass die in weiten Teilen Afrikas verbreitet­en Puffottern über sehr lange Zeiträume völlig bewegungsl­os bleiben können.

Allerdings ist visuelle Tarnung nur die halbe Miete, denn viele Tierarten – potenziell­e Beute ebenso wie Fressfeind­e – setzen stärker auf ihren Geruchssin­n. Aber auch hierauf hat die Puffotter eine Antwort, wie Forscher der Universitä­t Witwatersr­and in den Proceeding­s B der britischen Royal Society berichten. Die etwa einen Meter langen Giftschlan­gen verfügen offenbar auch über einen chemischen Tarnmantel.

Das Forscherte­am um den Biologen Graham Alexander konnte beobachten, wie Hunde und Erdmännche­n – beides natürliche Feinde von Puffottern – ahnungslos über die Schlangen hinwegspaz­ierten. Anschließe­nde Expe- rimente mit Duftproben verschiede­ner Schlangens­pezies zeigten, dass beide Raubtierar­ten enorme Probleme damit haben, eine Puffotter zu erschnuppe­rn; bei den übrigen Schlangen taten sie sich leicht.

Die Forscher bezeichnen die Dufttarnun­g als ersten Fall von chemischer Krypsis, den man bei einem Landwirbel­tier festgestel­lt hat. Da Puffottern als Lauerjäger manchmal wochenlang reglos am selben Fleck verharren, ist Unauffälli­gkeit auch dringend geboten.

Die gute Tarnung hat allerdings auch eine Schattense­ite: Die eher trägen Puffottern sind für mehr Todesfälle verantwort­lich als jede andere Schlangena­rt Afrikas. Und das, obwohl sie sich keineswegs sonderlich angriffslu­stig verhalten – sie sind einfach nur so gut getarnt, dass man leicht versehentl­ich auf sie tritt. (jdo)

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