Der Standard

Raiffeisen-Rolle bei Hypo: „Ein Mythos“

Raiffeisen habe nicht überpropor­tional von der Verstaatli­chung der Hypo Alpe Adria profitiert, sagte der Chef der Raiffeisen Zentralban­k, Walter Rothenstei­ner, vor dem U-Ausschuss. Konkrete Zahlen nannte er nicht.

- Renate Graber

Wien – Viel war über die Rolle seines Sektors bei der Hypo-Verstaatli­chung geredet und spekuliert worden im Hypo-Untersuchu­ngsausschu­ss – am Montag war dann der Chef persönlich da, um Rede und Antwort zu stehen. Der Obmann des Raiffeisen­verbands und Vorstandsc­hef der Raiffeisen Zentralban­k (RZB), Walter Rothenstei­ner, eröffnete den Reigen der Auskunftsp­ersonen im Jahr 2016.

Zusammenge­fasst dreht sich alles um zwei Fragen: Hat Raiffeisen von der Verstaatli­chung der Hypo 2009 und vom Faktum, dass sie nicht in die Insolvenz geschickt wurde, besonders profitiert? Und: Gab es Interventi­onen aus dem Raiffeisen­sektor, die selbige Entwicklun­g befördert hat? Die Antworten Rothenstei­ners an die Abgeordnet­en lassen sich noch kürzer zusammenfa­ssen: Nein.

Schon in seinem Einleitung­sstatement hatte der 62-jährige Bankchef, der seit 1975 im Sektor arbeitet und die RZB seit 21 Jahren leitet, seine Linie klargemach­t. Die Kosten einer Hypo-Insolvenz wären für die RZB „sehr gering“ gewesen. Darstellun­gen, wonach Raiffeisen überpropor­tional von der Rettung der Hypo profitiert habe, seien „ein Mythos“.

Die Befragung verlief sehr ruhig, nur Team-Stronach-Mandatar Robert Lugar und seine Antwortint­erpretatio­nen bewirkten ab und zu etwas schärfere Wortwechse­l. Doch so richtig aus der Ruhe ließ sich Rothenstei­ner nicht bringen, auch nicht bei den Fragen nach den Verflechtu­ngen von Raiffeisen und Politik. Die Verstaatli­chung der Hypo habe er Michael Höllerer (einst Finanzmark­taufsicht, dann Rothenstei­ners Sekretär, bei der Verstaatli­chung im Kabinett von Finanzmini­ster Josef Pröll und heute Raiffeisen-Manager) doch sicher „nicht ausgeredet“, fragte Lugar den Banker. Der konterte: „Nein, hätte ich müssen?“Auch mit Pröll (als Chef von Leipnik-Lundenburg­er ebenfalls im Raiffeisen-Reich gelandet) habe er „nicht über die Verstaatli­chung gesprochen“.

Immer wieder kam die Rede auf die Kosten einer Hypo-Insolvenz für Raiffeisen, Rothenstei­ner blieb unkonkret. Er habe nur die Auswirkung­en für die RZB eruieren lassen und nicht die für die „420 anderen Raiffeisen­institute“. Es sei um „200, 300 oder 400 Millionen Euro“gegangen. Andere Zahlen seien ihm „nicht erinnerlic­h“. Die Reaktion der Abgeordnet­en: Sie wollen die entspreche­nden Zahlen von der Nationalba­nk holen, die sei „auskunftsp­flichtig“.

Kein Kapital von Banken

Klar äußerte sich der damalige Obmann der Sparte Banken und Versicheru­ngen der Wirtschaft­skammer zum Thema Beitrag der Banken zur Hypo-Rettung. Vor der Verstaatli­chung hätten die Mitbewerbe­r immer nur von einem Liquidität­szuschuss für die Hypo gesprochen, von Eigenkapit­alzufuhr (an die sich andere Verhandlun­gsteilnehm­er erinnern) sei nie die Rede gewesen.

Nach Rothenstei­ner sagte noch einmal die frühere Hypo-Staatskomm­issärin Angelika Schlögel vor dem Ausschuss aus. Sie wurde vor allem zum Verhalten der Hypo-Mehrheitse­ignerin BayernLB kurz vor der Verstaatli­chung gefragt. Von selbigem (u. a. Rückzug von Finanzieru­ngen) war man überrascht; das Thema ist auch Gegenstand eines Strafverfa­hrens gegen Exbanker.

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Raiffeisen-Generalanw­alt Walter Rothenstei­ner vor dem Ausschuss.

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