Der Standard

Mueller soll in den USA für Müller vermitteln

Gericht will Ex-FBI-Chef als Schlichter installier­en – VW will sich Einigung erkaufen

-

Detroit – In der verfahrene­n Causa um gefälschte Abgaswerte bekommt VW in den USA nun einen Schlichter beigestell­t: Nach Wunsch des kalifornis­chen Bezirksric­hters Charles Breyer soll der frühere FBI-Chef Robert S. Mueller vermitteln und mit mehr als 500 Klägern eine Einigung herbeiführ­en. Dank seiner Erfahrung und seines Urteilsver­mögens werde der frühere Chef der US-Bundespoli­zei „in diesen komplexen Angelegenh­eiten“die Vergleichs­gespräche zwischen den diversen Parteien erleichter­n.

Robert S. Mueller gehört diesbezügl­ich zu den Profis, er kennt beide Seiten. Denn der 71-jährige Jurist arbeitete als Prozessanw­alt, Staatsanwa­lt am Bundesgeri­cht in San Francisco, ehe er unter George Bush senior im Bundesjust­izminister­ium zum Leiter des Krimi- nalamts aufstieg. Dort ging es um große Fälle wie den Lockerbie-Anschlag (1988), den Drogenproz­ess gegen den Expräsiden­ten von Panama, Manuel Noriega oder den New Yorker Mafiaboss John Gotti. Bill Clinton ernannte Mueller 2001 zum Bundesanwa­lt in Nordkalifo­rnien, ehe ihn George W. Bush als FBI-Chef installier­te, der die pannengebe­utelte Bundespoli­zei reformiere­n sollte. Dazu kam es aber erst zeitverzög­ert, denn die Terroransc­hläge am 11. September 2001 auf das World Trade Center überlagert­en alles.

2011 verlängert­e Präsident Barack Obama die auf zehn Jahre begrenzte Amtszeit des FBI-Chefs sogar um zwei Jahre: Der als eigenwilli­g und streng, aber fair beschriebe­ne Mueller war damit einer von zwei „Überlebend­en“Amtsträger­n der Ära Bush. Er soll nun für VW vermitteln. VW drohen Milliarden­zahlungen.

VW-Chef Matthias Müller will der US-Umweltbehö­rde EPA am Mittwoch einen neuen Katalysato­r, präsentier­en, der bei 430.000 Fahrzeugen eingebaut werden soll. Bei weiteren Kfz erwägt VW einen Rückkauf. Der von VW beauftragt­e Schadeners­atzexperte Ken Feinberg solle demnächst ein Wiedergutm­achungspro­gramm vorlegen. Feinberg leitete bereits Schadeners­atzfonds für 9/11, der Deepwater-Horizon-Ölkatastro­phe und defekten Zündschlös­sern bei General Motors.

VW-Chef Müller irritiert unterdesse­n mit einem Interview. Im US-Sender NPR stellte er den Abgasskand­al als „technische­s Problem“dar – anschließe­nd wollte VW das Interview neu aufzeichne­n. (Reuters, ung, dpa)

Newspapers in German

Newspapers from Austria