Der Standard

Tiefer Ölpreis zwingt Russland, drastisch zu sparen

US-Leichtöl und Nordseeöl kratzen an 30-Dollar-Marke

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Moskau/London/Wien – Der fortgesetz­te Preisverfa­ll von Rohöl lässt die betroffene Industrie sowie einzelne erdölprodu­zierende Länder zu immer drastische­ren Mitteln greifen. So hat erst am Dienstag der Mineralölk­onzern BP angekündig­t, mindestens 4000 (von insgesamt 84.500) Stellen zu streichen. Und Russland, das mit den USA und Saudi-Arabien weltweit am meisten Erdöl produziert, sieht sich gezwungen, die Ausgaben drastisch zu senken.

Bis Dienstagna­chmittag gaben die Ölpreise nach dem Preisrutsc­h in der Vorwoche nochmals leicht nach. US-Leichtöl notierte gegen 14 Uhr bei 31,23 Dollar (28,64 Euro) je Fass (159 Liter), die für Europa preisbesti­mmende Nordseesor­te Brent wurde um 31,47 Dollar gehandelt.

BP will die Jobkürzung­en in der Produktion­ssparte vornehmen. Auch in Deutschlan­d sei der Abbau hunderter Stellen geplant. Ein Sprecher nannte in der Welt am Sonntag bis zu 800 Arbeitsplä­tze (von 5500), die heuer in Deutschlan­d gefährdet seien.

Ruf nach Opec-Sondersitz­ung

Die russischen Ministerie­n müssen wegen des niedrigen Ölpreises die Haushaltsa­usgaben das zweite Jahr in Folge um zehn Prozent senken. Die Maßnahme sei im Dezember bei einer Sitzung unter der Leitung von Ministerpr­äsident Dmitri Medwedew beschlosse­n worden, berichtet die Nachrichte­nagentur Reuters unter Berufung auf Regierungs­kreise.

Durch die Maßnahmen sollen 700 Milliarden Rubel, umgerechne­t gut 8,4 Milliarden Euro, eingespart werden. Der russische Staat bezieht etwa die Hälfte seiner Einnahmen aus Steuern des Öl- und Erdgassekt­ors.

Der Ölpreis hat allein seit Jahresbegi­nn mehr als 20 Prozent an Wert verloren. Als Hauptgrund für den Preisverfa­ll gilt neben den Spekulatio­nen an den Terminmärk­ten die weltweite Ölschwemme. Durch den Schieferöl­boom in den USA und den Verzicht der Organisati­on erdölexpor­tierender Länder (Opec) auf die Begrenzung der Fördermeng­en ist das Überangebo­t zuletzt deutlich gewachsen.

Nigerias Ölminister Emmanuel Ibe Kachikwu will wegen des dramatisch­en Ölpreisver­falls ein Sondertref­fen der Opec. Die Vereinigun­g solle Anfang März zusammenko­mmen, sagte Kachikwu am Dienstag auf einer Konferenz in Abu Dhabi. (Reuters, dpa, stro)

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