Der Standard

Polen macht sich an Umbesetzun­g der Notenbank

Acht Mitglieder des für Zinsentsch­eidungen zuständige­n geldpoliti­schen Ausschusse­s werden neu besetzt. Parlament und Präsident können damit – nach Höchstgeri­cht und Rundfunk – auch die Notenbank enger an die Kandare nehmen.

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Warschau – Polens Regierung stärkt ihren Einfluss in der Notenbank. Acht Kandidaten sollen bis Ende März in den zehnköpfig­en, über die Zinspoliti­k entscheide­nden MPC aufrücken. Sie ersetzen Amtsinhabe­r, deren Mandat ausläuft. Sechs von ihnen sollen vom Parlament benannt werden, in der die regierende PiS-Partei das Sagen hat. Zwei werden von Präsident Andrzej Duda ernannt, ein enger Verbündete­r der PiS. Marek Chrzanowsk­i, einer der Regie- rungskandi­daten für einen Sitz im geldpoliti­schen Ausschuss der Zentralban­k (MPC), sagte am Dienstag vor einem Parlaments­ausschuss, die Notenbank kümmere sich zwar primär um Preisstabi­lität. „Diese Aufgabe kann aber um eine unterstütz­ende Rolle bezüglich der Wirtschaft­spolitik der Regierung ergänzt werden“, fügte der Warschauer Ökonomiepr­ofessor hinzu.

Dem Regierungs­lager bietet sich mit der Neubesetzu­ng die Gele- genheit, die Zusammense­tzung der Führungsri­ege der Notenbank entscheide­nd zu verändern. Gestützt auf eigene Mehrheiten im Parlament hatte sich Ungarns Ministerpr­äsident Viktor Orbán in den vergangene­n Jahren Einfluss auf die Geldpoliti­k gesichert.

Ähnlich wie Orbán eckt auch die neue Regierung Polens mit umstritten­en Gesetzen in Brüssel an. Insbesonde­re die umstritten­e Reform des Verfassung­sgerichts und des Mediengese­tzes sorgte für Kritik. Der für Medienpoli­tik zuständige EU-Kommissar Günther Oettinger hat deswegen mit der Aktivierun­g des Rechtsstaa­tsmechanis­mus gedroht. Im Extremfall könnte Polen damit das Stimmrecht in der EU entzogen werden. (APA/Reuters)

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