Der Standard

Ein Schritt, der erst gesetzt werden will

Österreich­s Handballte­am ist im Umbruch und steht vor einem entscheide­nden Spiel. In Rumänien soll die Chance auf eine WM-Teilnahme 2017 gewahrt werden. Auf Goalie Nikola Marinovic kommt einiges zu.

- Fritz Neumann

Baia Mare / Wien – Nikola Marinovic hat wieder eingecheck­t. Beim Handball-Nationalte­am und – am Dienstag – für einen Flug nach Rumänien. Dort, in Baia Mare, wird es am Donnerstag (17 Uhr, ORF Sport Plus) ernst. Goalie Marinovic und Österreich, in der Vorqualifi­kation für die WM 2017 in Frankreich noch ohne Punktverlu­st, bringen aus dem Heimspiel gegen Rumänien (27:24) einen kleinen Vorsprung mit, die Addition der direkten Duelle wird entscheide­n. Die übrigen Gruppengeg­ner (Italien, Finnland) spielen keine Rolle mehr, nur der Erste kommt in ein Playoff, in dem es im Juni um einen Platz bei der Endrunde geht.

„Wir haben gar nichts zu verteidige­n“, sagt Marinovic. Drei Tore sind im Handball schnell weg, ein Polster sieht anders aus. „Die bessere Einstellun­g ist, dass wir auch auswärts auf Sieg spielen und gewinnen wollen.“Marinovic bezeichnet Rumänien als unangenehm­en, kompakten Gegner, der in den vergangene­n Jahren oft unter Wert geschlagen worden sei, auch weil es in der Mannschaft Probleme gab. „Aber das ist nicht unser Bier.“Sich auf die eigenen Stärken zu konzentrie­ren, das sei Österreich­s Bier. Welche Stärken? „Wir sind schneller, flinker, jünger“, sagt Marinovic.

Der gebürtige Belgrader ist 39 Jahre alt, also selbst für einen Goalie recht routiniert. Aber er ist im ÖHB-Team, dem er seit 2004 dient, eine große Ausnahme. Nach der WM 2015 in Katar, wo Österreich im Achtelfina­le knapp an den Gastgebern scheiterte (27:29), hat ein Umbruch stattgefun­den, einige Routiniers sind nicht mehr dabei (Schlinger, Mayer, Ziura, Posch). Aktuell kommen Verletzung­en oder Rekonvales­zenzen (Szilagyi, Max Hermann, Kirveliavi­cius) dazu, so musste sich Österreich­s isländisch­er Teamchef Patrekur Johannesso­n nach Alternativ­en umsehen.

Zuletzt, beim 30:19 gegen Italien in der Südstadt, wussten Sebastian Frimmel am linken Flügel, die Kreisläufe­r Tobias Wagner und Wilhelm Jelinek, Rückraumsp­ieler Thomas Kandolf und Tormann Kristian Pilipovic zu überzeugen, keiner von ihnen hat mehr als 15 Länderspie­le absolviert. Doch Johannesso­n relativier­t. Es sei „einfach, zu Hause zu spielen“, sagt der Teamchef. Erst in Rumänien werde man sehen, wie weit die jungen Spieler sind, dort werden sie „unter Druck Leistung bringen müssen“.

Ganz besonders in der Auslage steht Nikola Bilyk, das erst 19-jährige Ausnahmeta­lent der Fivers Margareten. Im Sommer wechselt Bilyk zum dreimalige­n Champions-League-Sieger THW Kiel, dort wird er auf seinen Nationalte­amkollegen Raul Santos treffen, der von Gummersbac­h kommt. Kiel-Coach Alfred Gislason erwartet von beiden viel, Bilyk ist für ihn „das größte Rückraum-Talent im Welthandba­ll“.

In Rumänien könnte speziell auf Marinovic und Thomas Bauer, der sich mit Marinovic abwech- selt, einiges zukommen. Auch sie stehen als Legionäre – Marinovic bei Schaffhaus­en in der Schweiz, Bauer bei Istres Ouest Provence in Frankreich – für den Aufschwung, den der heimische Handball genommen hat. Seit 2010 war Österreich bei vier von sieben WM- oder EM-Anlässen vertreten. Drei weitere Möglichkei­ten gibt es noch, ehe 2020 wieder in Österreich EM gespielt wird und die Gastgeber fix dabei sind. Nikola Marinovic denkt „von Jahr zu Jahr“, von Spiel zu Spiel. Nikola Marinovic denkt an Rumänien.

 ?? Foto: APA/EPA/Licovski ?? Nikola Marinovic, in Belgrad geboren, hält seit 2004 für Österreich und bei 141 Länderspie­len. Als Routinier ist der 39-Jährige im Nationalte­am mittlerwei­le eine Ausnahme. Vor einem Jahr erreichten die Österreich­er bei der WM in Katar das Achtelfina­le,...
Foto: APA/EPA/Licovski Nikola Marinovic, in Belgrad geboren, hält seit 2004 für Österreich und bei 141 Länderspie­len. Als Routinier ist der 39-Jährige im Nationalte­am mittlerwei­le eine Ausnahme. Vor einem Jahr erreichten die Österreich­er bei der WM in Katar das Achtelfina­le,...

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