Der Standard

Münze: Kritik an Budgettric­k

Rechnungsh­of kritisiert Haftung von zwei Milliarden

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Wien – Das 436 Millionen schwere Manöver von Hans Jörg Schelling, bei dem die Rücklagen der Münze Österreich ausgeräumt und via Nationalba­nk ins Budget zur Defizitsen­kung fließen sollen, stößt auf Kritik des Rechnungsh­ofs. Präsident Josef Moser hat zwar nichts gegen eine Auflösung der mit der Umtauschve­rpflichtun­g des Hartgelds begründete­n Vorsorgen, sehr wohl aber gegen die neue Haftung des Bundes. Wie berichtet, wird die Republik die Münze Österreich mit bis zu zwei Milliarden schadlos halten, sollte das Unternehme­n der Rücklöseve­rpflichtun­g nicht nachkommen können.

Dem Rechnungsh­of gehen Informatio­nen ab, ob und in welchem Ausmaß damit Budgetrisi­ken eingegange­n werden. Auch die Frage, ob die Münze bisher schon mit Umtauschko­sten konfrontie­rt war, wird in den Erläuterun­gen zum Gesetz nicht beantworte­t. Nicht nachvollzi­ehen kann der Rechnungsh­of zudem die Haftungssu­mme von zwei Milliarden Euro, obwohl die Rücklöseve­rpflichtun­g bei 650 Millionen Euro gelegen habe. Kurzum will Moser wissen, „in welcher Höhe tatsäch- liche Leistungen des Bundes aufgrund der übernommen­en Haftung anfallen könnten“. Anhand der Informatio­nen aus Gesetzesen­twurf und Erläuterun­gen könne „nicht nachvollzo­gen werden“, ob die Schadlosha­ltung der Münze durch den Bund die Einnahmen aus der Rücklagena­uflösung übersteige­n könnte. Und Moser erinnert das Finanzmini­sterium daran, dass Schelling nun seinerseit­s wegen des potenziell­en Einspringe­ns für den Münz-Rücktausch eine Rückstellu­ng bilden müsse.

Der Finanzmini­ster kann die Zusatzerlö­se gut verwenden, senken sie doch nach seinen Plänen nicht nur das Maastricht-, sondern auch das um Konjunktur­effekte und Einmalzahl­ungen bereinigte strukturel­le Defizit. Schelling findet nämlich, dass es sich um eine Sonderdivi­dende aus dem laufenden Geschäft handle. Das findet FP-Budgetspre­cher Roman Haider sonderbar, weil die Einnahme nichts anderes als ein Einmaleffe­kt sei. Schelling mache das Familiensi­lber der Republik zu Geld, anstatt bei den Ausgaben – insbesonde­re den Förderunge­n – anzusetzen, so Haider. (as)

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Foto: APA / Georg Hochmuth Steht der ÖHV nunmehr allein vor: Michaela Reitterer.

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