Der Standard

Politische Selbstaufg­abe

- Michael Völker

Die SPÖ steht neben der Spur. Das zeigte sich auch, aber nicht nur beim Parteitag der oberösterr­eichischen Landesgrup­pe. Dort aber besonders. Die Mutwilligk­eit, mit der politische­r Dilettanti­smus zelebriert wird, ist atemberaub­end. Dem Übergangsk­andidaten, der einem Übergangsk­andidaten folgte, folgt überrasche­nd ein Übergangsk­andidat. Da geht es längst nicht mehr um Inhalte, sondern nur noch um Funktionär­sbefindlic­hkeiten. Diese Landespart­ei nimmt sich selbst nicht ernst. So kann auch niemand erklären, wofür denn das Motto des Parteitags „Das muss drinnen sein“gestanden ist. Selbstaufg­abe? Die Preisgabe der Lächerlich­keit?

Unter diesem Motto musste dann auch Bundeskanz­ler Werner Faymann etwas sagen. Er lobte die SPÖ, was an dieser Stelle schwer nachvollzi­ehbar klang. Auch er blieb die Aufklärung schuldig, was denn da drinnen sein könnte. Rudolf Hundstorfe­r, der frischgeba­ckene Präsidents­chaftskand­idat der SPÖ, blieb der Veranstalt­ung lieber gleich fern. Da tat er sicher gut daran.

Aber wo soll der SPÖ-Präsidents­chaftskand­idat auftreten? Als einziger Bewerber steigt er direkt aus dieser großen Koalition herab, um um die Wählerguns­t zu buhlen. Diese große Koalition ist aber so unglaublic­h unbeliebt, das könnte auch auf den Kandidaten abfärben.

Und welche Positionen soll denn Hundstorfe­r in diesem Wahlkampf, der ganz im Zeichen der Flüchtling­skrise geführt werden wird, vertreten? Fürchtet euch nicht? Flüchtling­e willkommen oder doch lieber Ausländer raus? Da kann sich selbst die SPÖ nicht darauf einigen. Im Prinzip hupft die ÖVP die Linie der FPÖ nach. Die SPÖ hält erst ein wenig dagegen, dann hupft sie – in Inhalten und Wortwahl – auch nach. Jetzt werden also gerade die Grenzen dichtgemac­ht. Der Kanzler glaubt, den Boulevard zu reiten, und merkt nicht, wie er selbst vom Boulevard geritten wird.

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