„Wünsche mir Asylwerber beim Ball“
Seit Jahren besucht Alter Herr der Burschenschaft Teutonia, den Akademikerball. Rechtsextreme träfen sich anderswo, Asylwerber könnten vom Ball lernen.
Walter Tributsch,
INTERVIEW: Standard: Seit Jahren gibt es Proteste gegen den Ball. Haben Sie dafür Verständnis? Tributsch: Die Burschenschaft hat 1848 für die Demonstrationsfreiheit gekämpft. Also bin ich auch dafür, dass man gegen den Ball demonstrieren kann. Wofür ich allerdings auch bin, ist, dass dies gewaltfrei passiert. Im Vorjahr zum Beispiel gab es 54 Verhaftungen, sechs Polizisten wurden verletzt. Das hat mit Demokratie nichts mehr zu tun.
Standard: Der Vorwurf vieler Demonstranten lautet, dass der Ball als Vernetzungstreffen der extremen Rechten diene. Tributsch: Wenn sich Rechtsextreme – dazu zähle ich die Burschenschaften nicht – vernetzen wollen, gibt es in Europa wesentlich mehr Möglichkeiten. Der Ball ist eine gesellschaftliche Veranstaltung, in erster Linie von Akademikern und Studenten. Hier ein Vernetzungsszenario aufzeigen zu wollen ist völlig absurd. Standard: Der Ball ist erst seit 2007 Zentrum einer größeren Debatte. Wird er überschätzt? Tributsch: Er wird weit überschätzt. Diese Ballrandalierer kennen wir ja schon vom Opernball. Jetzt sind sie beim Akademikerball. Das ist eine Modeerscheinung.
Standard: Der erste Akademikerball seit den großen Fluchtbewegungen im Sommer – sehen Sie den Ball in diesem Kontext anders? Tributsch: Ich sehe ihn nicht anders. Ich würde mir den einen oder anderen Asylwerber beim Ball wünschen. Die kommen aus einer anderen Kultur, sie sollen einmal sehen, wie unsere Kultur gestaltet ist. Viele kehren ja wieder zurück, die sollen zu Hause berichten, wie bei uns Gesellschaft gepflegt wird, welche kulturellen Eigenheiten wir haben.
WALTER TRIBUTSCH (61) ist Vorsitzender der Alten Herren in der Wiener Burschenschaft Teutonia.