Der Standard

Kein Fairnessab­kommen mit Norbert Hofer

Gemeinsam mit Ursula Stenzel, für deren Antreten es auch einen Parteibesc­hluss in Reserve gegeben hat, präsentier­te Heinz-Christian Strache seinen Wunschkand­idaten Norbert Hofer. Der lehnt ein Fairnessab­kommen ab.

- Conrad Seidl

Wien – Vom Presseraum des FPÖKlubs hat man einen schönen Blick über das Parlament hin zur Präsidents­chaftskanz­lei. Dass Norbert Hofer, derzeit Dritter Nationalra­tspräsiden­t, nun doch dorthin will, hat eine lange Vorgeschic­hte. Heinz-Christian Strache, sein Parteichef, macht diese Geschichte noch ein wenig länger. Er genießt bei der für Donnerstag­vormittag angekündig­ten Präsentati­on des freiheitli­chen Präsidents­chaftskand­idaten die Spannung, setzt sich zwischen Hofer und Ursula Stenzel.

14 Minuten lang redet Strache, philosophi­ert über die Funktion des Bundespräs­identen (die er gern mit der des Bundeskanz­lers zusammenle­gen würde) und über die Rolle der Medien bei der Spekulatio­n über Kandidaten. Da habe man lesen können, dass auch er bereit gewesen wäre, anzutreten. Und Ursula Stenzel. Und Norbert Hofer. Mittwochmi­ttag sei man zusammenge­sessen und habe entschiede­n. Dann bittet Strache die „liebe Ursula“, das Plakat hinter ihnen zu enthüllen.

Es zeigt Hofer. Mit dem Slogan: „Flagge zeigen – Wahrheit, Freiheit, Heimatlieb­e!“

Hofer lächelt. Stenzel lächelt. Strache redet weiter. Er erörtert, dass „das große Spektrum Mitterecht­s durch die bisherigen Kandidaten nicht vertreten“werde. Er lobt Hofer als Sozialpoli­tiker im Unterschie­d zum SPÖ-Kandida- ten Hundstorfe­r. Und als einen Mann, der „die Interessen des Souveräns gegen die Parteisekr­etariate einzumahne­n“verstehe. Im Übrigen sei er auch der einzige Kandidat für das Amt des Oberbefehl­shabers des Bundesheer­es, der seinen Wehrdienst abgeleiste­t hat.

Bescheiden­er Kandidat

Hofer wird später erzählen, dass das in Oggau war, wo ihm beim Exerzierdi­enst die Gelsen ins Gesicht geflogen sind. Aber Hofer darf noch nicht sprechen, erst hat die freiheitli­che Regie noch einen Auftritt der Nun-doch-nicht-Kandidatin Stenzel vorgesehen, die sich selbst als „keineswegs ent- täuscht“bezeichnet und betont, dass ihr an Hofer dessen Bescheiden­heit imponiert.

Dann bekommt er das Mikrofon, er referiert in der ihm zugedachte­n Bescheiden­heit seine Bedenken, mit einer Behinderun­g nach einem Gleitschir­m-Unfall für das höchste Amt im Staat anzutreten. Aber dann hätten ihm so viele Menschen Mut zugesproch­en; wenn Strache, Stenzel und FP-Generalsek­retär Herbert Kickl versuchten, einen zu überzeugen, dann würden sie Erfolg haben.

Jetzt also ist Hofer der Kandidat. Und zwar dezidiert kein unabhängig­er Kandidat, sondern ein freiheitli­cher – was ihm leichtfall­e, weil er ja am freiheitli­chen Pro- gramm federführe­nd mitgearbei­tet hat. Überpartei­lich aufzutrete­n, wie er es als Bundespräs­ident müsste, habe er als Dritter Nationalra­tspräsiden­t (der er bis auf Weiteres bleibe) gelernt.

Und er habe gelernt, sachliche Politik zu machen, ohne persönlich­e Untergriff­e: „Ich mache auch kein Fairnessab­kommen“, sagt er. Und Kickl ergänzt, es gehe nur um die Fairness zwischen Kandidat und Bürgern. Speziell die ÖVP habe schon bei bisherigen Wahlkämpfe­n Kostenlimi­ts überzogen, da seien Abkommen sinnlos. Hofer selbst kündigt an, dass man sehen werde, wie er anderen die Schneid abkaufe.

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Die Freiheitli­chen wollten es besonders spannend machen, als sie am Donnerstag das Geheimnis um ihren Kandidaten für die Wahl um das höchste Amt im Staat präsentier­ten. Vor Beginn der Pressekonf­erenz war Norbert Hofers Konterfei noch hinter einem...

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