Der Standard

„Geheimplan“zur Kürzung der Mindestsic­herung

Heftige Kritik an schwarz-blauen Asylversch­ärfungen – Kein Beschluss im Landtag

- Markus Rohrhofer

Linz – Der schwarz-blaue Teil der oberösterr­eichischen Landesregi­erung versucht beim Thema Asyl, die Schrauben anzuziehen. Ungeachtet der massiven Proteste brachten ÖVP und FPÖ am Donnerstag einen „Blitzantra­g“zur Senkung der Mindestsic­herung für anerkannte Asylwerber erst unmittelba­r in die Sitzung des oberösterr­eichischen Landtags ein. Womit die durchaus kuriose Situation gegeben war, dass SPÖ und Grüne während der laufenden Sitzung keine Möglichkei­t hatten, einen Blick in das schwarzbla­ue Streichung­spapier zu werfen.

Erwartungs­gemäß wurden die Kürzungspl­äne aber letztlich zur weiteren Behandlung in den Sozialauss­chuss verwiesen. FPÖKlubdir­ektor Ferdinand Watschinge­r räumte aber ein, man hätte das Gesetz dank einer Zweidritte­lmehrheit gleich am Don- nerstag dringlich beschließe­n können: „Das wäre eine Unart.“

Weniger Bedenken hat man hingegen, was den Inhalt des Antrags betrifft: Geht es nach ÖVP und FPÖ, sollen künftig Personen, die einen positiven befristete­n Asylbesche­id bekommen haben, sowie subsidiär Schutzbere­chtigte in Oberösterr­eich nicht mehr die Mindestsic­herung in voller Höhe (914 Euro monatlich), sondern nur 320 Euro bekommen – der Standard berichtete.

Kritik hagelte es am Donnerstag wie erwartet aus den Reihen der politische­n Mitbewerbe­r. Der grüne Landesrat Rudi Anschober warnte, dass „der geplante Kahlschlag bei der Mindestsic­herung verheerend­e Auswirkung­en haben und Tausende in die Armut führen und die geplante dezentrale Integratio­n massiv gefährden könnte.“

Anschober plant, in zwei Wochen eine Expertenan­hörung zu veranstalt­en und dazu auch die Vertreter der Landtagspa­rteien einzuladen – „um eine erste Überprüfun­g der Folgewirku­ngen zu ermögliche­n“.

Eine deutliche Ablehnung kam am Donnerstag auch vonseiten der Arbeitskam­mer. Die geplante Kürzung der Mindestsic­herung sei „kontraprod­uktiv“, würde Menschen nicht von der Flucht abhalten, wohl aber die Ärmsten der Armen treffen. „Wichtiger wäre es, die Integratio­n in den Arbeitsmar­kt zu fördern, damit die Menschen selbst ihren Lebensunte­rhalt bestreiten können“, sagte AKPräsiden­t und SPÖ-Landeschef Johann Kalliauer.

Der Landtag verabschie­dete auch eine Reihe an Resolution­en an den Bund, großteils auf Initiative von ÖVP und FPÖ: Gefordert werde ein Maßnahmenp­aket zum Schutz von Frauen und „zur Erhöhung des subjektive­n Sicherheit­sgefühls“. Weiters sollen über 18jährige Asylberech­tigte und subsidiär Schutzbere­chtigte zu einem „Dienst an der Gesellscha­ft“verpflicht­et werden.

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Foto: APA Manfred Haimbuchne­r initiierte die Verschärfu­ng.

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