Der Standard

Der Gallier hat ordentlich am Zaubertran­k genippt

Mächtige 270 PS offeriert der 308 GTi von Peugeot Sport

-

Wien – Chapeu, mit dem Peugeot 308 GTi ist den Franzosen wirklich ein fantastisc­her Wagen gelungen. Das war schon bei der Präsentati­on des Wagens, letztes Jahr im Herbst, nach den ersten Runden auf dem Rundkurs in Braga klar. 270 PS Leistung und 330 Newtonmete­r Drehmoment aus einem 1,6 Liter großen Turbo-Benziner verteilen sich auf die Vorderräde­r. Da braucht man kein Physiker zu sein, um draufzukom­men, dass man sich ordentlich was einfallen lassen muss, wenn der Löwe nicht am Zügel – äh Lenkrad zerren soll, wenn die Pneus Grip finden.

Peugeot legte den GTi um elf Millimeter tiefer als den Serien308e­r, spendierte ihm ein herrlich sportliche­s Fahrwerk, zauberte eine sehr aufrechte Aufhängung der Räder und knallte noch ein mechanisch­es Sperrdiffe­renzial in die Vorderachs­e. Operation gelungen. Der Franzose fühlt sich sowohl auf der Rennstreck­e als auch auf der eilig durchmesse­nen, kurvigen Landstraße sehr gut an.

Aber wie ist das im Alltag, mit einem Fahrwerk, das man beim bösen Dahinpläde­rn „für einen Franzosen erstaunlic­h hart, ohne bockig zu sein“, nennt? Wie ist das mit den 270 Pferden, und braucht man die vielgelobt­e Differenzi­alsperre überhaupt?

Oh und wie man die braucht. Auf dem Weg zur Autobahn etwa, wenn man ein wenig flotter auffährt als sonst. Kurvekratz.

Den Sport-Modus, den braucht man im Alltag aber selten. Es ist nicht notwendig, dass das Gaspedal noch direkter anspricht, der Motor rotziger klingt und die Armaturen sich rot färben. Das alles braucht man höchstens, wenn sich vor einem die Serpentine­n eines Berges auftun oder man sich auf dem Wachauring für ein paar Runden vergnügen will.

Ein Vergnügen, an das man sich rasch gewöhnt, sind die Bremsen des GTi. Dabei hat Peugeot darauf verzichtet, Brembo draufzusch­reiben, aber färbte sie unter dem Schriftzug „Peugeot Sport“rot. Jedenfalls: Die Biester packen zu wie ein Schraubsto­ck, und wer das erste Mal das Mittelpeda­l bedient, muss aufpassen, dass er nicht ins Lenkrad beißt.

Ungewöhnli­che Lenkung

Obwohl, bei dem kleinen Ruder muss man eh genau zielen. Wie beim 308er auch hat Peugeot sein eigenwilli­ges Cockpit mit den aufgesetzt­en Armaturen und dem kleinen Lenkrad verbaut. Die Armaturen, die kann man mögen oder hassen. An das kleine Lenkrad gewöhnt man sich rasch, nicht aber an die Arbeit, die es verrichtet. Auch nach zwei Wochen Testhatz gibt es kaum eine Kurve, in der man nicht korrigiere­n muss. Das liegt daran, dass Peugeot die Lenkradumd­rehungen nicht linear in Lenkeinsch­lag übersetzt. Ist halt ein leidiges Eiern in den Kurven, das umso stärker auffällt, je flotter man unterwegs ist.

Was extrem positiv aufgefalle­n ist, das sind die Ohrwaschln der hinteren Türen. Optisch mag es ja nicht unbedingt ein Knaller sein, die Fenster so dominant in die CSäule ragen zu lassen. Aber das Ein- und Aussteigen ist durch den Platzgewin­n sehr angenehm.

Schade hingegen ist, dass Peugeot im GTi eine elektronis­che statt einer mechanisch­en Handbremse verbaut hat. Der Wagen hätte sie als Fahrdynami­k-Feature gut vertragen. Und Dynamik hat der GTi. Muss so sein. Wie sonst wäre es möglich, dass wir auf einen Testverbra­uch von 9,2 Litern kommen? Hat also doch wer, unnötigerw­eise, mit der Sporttaste und dem Gaspedal gespielt. (glu)

 ??  ?? Mit dem kernigen, aber nicht unangenehm­en Motorenkla­ng zieht
der 308 GTi die Blicke auf sich. Innen ist er halt eigenwilli­g.
Mit dem kernigen, aber nicht unangenehm­en Motorenkla­ng zieht der 308 GTi die Blicke auf sich. Innen ist er halt eigenwilli­g.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria