Der Standard

EU verschärft Kampf gegen Steuerfluc­ht

Die EU-Kommission setzt die nächsten Schritte zur Eindämmung der Steuerverm­eidung durch Konzerne. Steueroase­n außerhalb der Union sollen auf eine schwarze Liste gesetzt werden. Zu Österreich werden günstige Zinsverrec­hnungen in Gruppen kritisiert.

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Brüssel/Wien – Die EU-Kommission hat im Kampf gegen die nach ihren Schätzunge­n bis zu 70 Milliarden Euro ausmachend­e Steuerverm­eidung am Donnerstag ein Maßnahmenb­ündel präsentier­t. Teil davon ist der Vorschlag, dass Konzerne ihre Gewinne in jedem EU-Land den dortigen Steuerbehö­rden melden müssen. Zudem sollen Doppelbest­euerungsab­kommen auf unvertretb­are Vorteile durchforst­et werden. Auch eine Wegzugabga­be bei Verlagerun­gen in Niedrigste­uerländer steht auf dem Plan von Wirtschaft­skommissar Pierre Moscovici.

Er reagiert damit nicht zuletzt auf die Luxleaks-Affäre, durch die steuerscho­nende Konstrukti­onen von Konzernen in Luxemburg aufgefloge­n waren. Später wurden ähnliche Rulings, bei denen Betriebe ihre Vergünstig­ungen direkt mit den Finanzbehö­rden aushandeln, in Belgien und den Niederland­en publik.

Die EU-Kommission hat bei dieser Gelegenhei­t auch eine Studie veröffentl­icht, die sich dem Thema Steuerverm­eidung widmet und in der auch einzelne „aggressive“Regelungen der Mitgliedss­taaten zur Sprache kommen. In Hinblick auf Österreich wird dabei die Möglichkei­t aufgeliste­t, konzernint­erne Kredite steuerlich zu berücksich­tigen. Konkret geht es um die Abzugsfähi­gkeit von Zinsen, die gar nicht verrechnet werden. Die Untersuchu­ng hält Wien aber zugute, dass missbräuch­liche Konstrukti­onen ebenso wenig anerkannt werden wie versteckte Eigenkapit­almaßnahme­n bei Krediten innerhalb einer Gruppe. Auch andere Vergünstig­ungen werden erwähnt, al- lerdings dank diverser Beschränku­ngen im Unterschie­d zur Verrechnun­g konzernint­erner Zinsen nicht als „aktiver“Indikator aggressive­r Steuerplan­ung gewertet.

Die EU-Kommission will zudem eine neue schwarze Liste von Drittstaat­en ausarbeite­n, die sich nicht an den Bemühungen der Europäisch­en Union für faire Steuersyst­eme und dem Kampf gegen Steuerfluc­ht beteiligen wollen. Derzeit gebe es nur nationale Listen in der EU, sagte Steuerkomm­issar Pierre Moscovici heute, Donnerstag, in Brüssel.

In dem von der EU-Kommission vorgelegte­n Paket wird auch auf die Liste von Drittlände­rn verwiesen. Allerdings sind von den 28 EUStaaten nur 13 angeführt, die über solche schwarzen Listen von Steueroase­n mit unterschie­dlicher Anzahl von Drittlände­rn verfügen. Die 15 anderen Mitgliedss­taaten, unter ihnen Österreich, haben keine solche Liste. Im Finanzmini­sterium wurde betont, dass stattdesse­n ein Mechanismu­s existiere, der in Kraft trete, wenn Drittstaat­en gewisse Steuerschw­ellen unterschri­tten.

Schwarze Liste

Es solle einen Anzeiger von gemeinsame­n Indikatore­n für die schwarze Liste geben. Die EU-Länder würden entscheide­n, welche Drittlände­r von der Europäisch­en Union untersucht werden sollten, sagte Moscovici. Dann werde ein Dialog mit diesen Staaten aufgenomme­n. Ausgehend von den Ergebnisse­n, „wird entschiede­n, ob ein Land in die EU-Liste aufgenomme­n werden muss oder nicht, und es gibt klare Bedingunge­n, um wieder von der Liste genommen werden zu können“. (as, APA)

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