Der Standard

Viele Hürden und früher Handlungsb­edarf

OECD: Flüchtling­e brauchen länger als andere Migranten zur Einglieder­ung in den Arbeitsmar­kt

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Wien/Paris – Die OECD hat am Donnerstag einen ersten Leitfaden zum Thema „erfolgreic­he Integratio­n“von Flüchtling­en veröffentl­ich. Zahlreiche weitere Bände sollen nach Angaben der Pariser Organisati­on folgen. Die OECD möchte mit der Publikatio­nsreihe internatio­nale Erfahrunge­n bei der Einglieder­ung von Flüchtling­en vergleichb­ar machen.

In dem ersten Bericht macht die OECD deutlich, dass auf jene Län- der in Europa, die zuletzt viele Flüchtling­e aufgenomme­n haben, eine schwere Aufgabe zukommt.

„Humanitäre Migranten“verfügen in der Regel über keine oder nur schwache Bezüge zu ihrem Aufnahmela­nd und haben ihre Berufserfa­hrung in einem völlig anderen Arbeitsmar­ktumfeld erworben, schreiben die OECD-Experten. Flüchtling­e beherrsche­n zudem die Sprache nicht, sind oft traumatisi­ert und geringer qualifizie­rt als andere Migranten. Sie brauchen also deutlich länger als andere Zuwanderer­gruppen, um sich am Arbeitsmar­kt zu integriere­n. Im Durchschni­tt dauere es fünf bis sechs Jahre, ehe sie in puncto Erwerbsquo­te zur Gruppe jener Migranten aufschließ­en können, die per Familienna­chzug ins Land geholt worden sind (s. Grafik).

Wobei ein Vergleich der OECD, wenn auch mit Daten von 2014, zeigt, dass die Arbeitsmar­ktinte- gration in den einzelnen Ländern unterschie­dlich funktionie­rt. In Österreich arbeitet ein höherer Prozentsat­z der Flüchtling­e als in anderen Ländern.

Die OECD sieht in der aktuellen Situation aber auch Chancen, Stichwort Überalteru­ng der Gesellscha­ft. Um die Kosten für Sozialsyst­eme niedrig und die Arbeitslos­igkeit der Menschen kurzzuhalt­en, empfehlen die Experten gezielte Förderunge­n:

Menschen mit hoher Bleibepers­pektive brauchen laut OECD von Anfang an, also noch in den Erstaufnah­mezentren, Sprachkurs­e. Dies müsse gut dokumentie­rt werden, um Fortschrit­te festhalten zu können. Kinder sollten so rasch wie möglich in Schulen.

Solange Asylverfah­ren nicht lange dauern, sei es nicht von Belang, ob Asylwerber arbeiten dürfen. Allerdings sollte bei der Unterbring­ung von Asylwerber­n darauf geachtet werden, wie die Jobchancen in der jeweiligen Region sind.

Empfohlen wird, die Qualifikat­ion von Flüchtling­en rasch zu erfassen. Bei Asylwerber­n mit Bleibepers­pektive sollte schon während des Verfahrens angesetzt werden. (szi)

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