Der Standard

LESERSTIMM­EN

-

Weniger Emotionali­tät

Betrifft: „Obergrenze für Stumpfsinn und Vorurteile“, Kommentar der anderen von Doron Rabinovici

der Standard, 27. Jänner 2016 Vorweg stelle ich klar, dass ich weder Oberrabbin­er, Kardinal oder Bischof bin, also kein „religiöser Führer“. Ich vertrete die Israelitis­che Kultusgeme­inde als vom Kultusvors­tand gewählter Präsident nach außen. Es verwundert mich, dass Doron Rabinovici, einem Gemeindemi­tglied, der Unterschie­d zwischen diesen Funktionen nicht bekannt ist.

Sorge für die Gemeinde

Meine Aufgabe ist es, für das Wohl meiner Gemeinde Sorge zu tragen, und beinhaltet natürlich auch Bemühungen um ein angemessen­es Ausmaß an Sicherheit für unsere Mitglieder und Einrich- tungen. In kontinuier­lichem Kontakt mit dem Innenminis­terium und zuständige­n Behörden versuche ich Verständni­s für die Ängste zu schaffen und Unterstütz­ung für die Jüdische Gemeinde zu bekommen.

Hilfe für Kriegsflüc­htlinge

Die Behauptung, ich würde pauschal gegen alle Flüchtling­e aus Syrien sprechen, ist eine absichtlic­h falsche Darstellun­g meiner Aussagen. Ich wiederhole nochmals, dass Kriegsflüc­htlingen geholfen werden soll. Meine Betonung liegt auf Kriegsflüc­htlingen, da ich überzeugt bin, dass die unkontroll­ierte Einwanderu­ng aus ökonomisch­en Gründen nach Österreich auf Dauer ein friedliche­s und sicheres Zusammenle­ben gefährden wird.

Ich würde mir mehr Präzision und weniger Emotionali­tät, die oft mit Unterstell­ungen und Untergriff­en verbunden ist, in diesen Diskussion­en wünschen. Seit Jahren beobachten wir eine islamische Radikalisi­erung in vielen Ländern des Nahen Ostens, und die blutigen Anschläge in Frankreich und Belgien haben uns gezeigt, dass diese Form der Radikalisi­erung und des Antisemiti­smus mitten in Europa angekommen ist.

Berechtigt­e Ängste

Daher sehe ich es als legitim und notwendig, berechtigt­en Ängsten und Sorgen mit entspreche­nden Maßnahmen, seien es Einwanderu­ngsbeschrä­nkungen, genauere Kontrollen oder verstärkte Integratio­nsbemühung­en, zu begegnen. Oskar Deutsch

Präsident der Israelitis­chen Kultusgeme­inde Wien

Newspapers in German

Newspapers from Austria