Der Standard

Wie Schweden so Europa

- Thomas Mayer

Kaum ein anderes Land in Europa hat in moderner Zeit eine so lange und stolze Geschichte im großzügige­n Umgang mit Flüchtling­en und Verfolgten dieser Welt wie Schweden. Umso dramatisch­er – fast tragisch – sind die Nachrichte­n, die von dort zur aktuellen Lage kommen.

Hatte eine Ministerin der rot-grünen Regierung in Stockholm zunächst (unter Tränen) verkündet, das Land müsse wegen des Flüchtling­sdrucks aus dem Süden Grenzkontr­ollen einführen, so legte der Innenminis­ter nach: 80.000 Menschen ohne Asylanspru­ch werden abgeschobe­n. Allein 2015 kamen 160.000 Migranten vor allem aus Syrien, Afghanista­n und Irak – zu viele für ein kleines Land.

Die Rechtspopu­listen und Aufhetzer in Europa, die das Flüchtling­sdrama in Syrien und seine Folgen knallhart für ihre Anti-Islam-Politik, ihre pauschale Anti-AusländerP­olitik nützen, dürften sich nun auf die Schenkel klopfen: „Haben wir doch immer schon gesagt!“Eigentlich nicht.

Sie sollten sich nicht zu früh freuen. Der Wohlfahrts­staat im Norden ist nur vorläufig an seine Grenzen gestoßen. Schweden will Flüchtling­e im Land aber weiter gut behandeln. Abschieben ist nicht unmenschli­ch, wie manche Populisten der „Grenzen-auf-Fraktion“gern tönen, sondern grundvernü­nftig. Klare Regeln, auch Restriktio­nen gehören dazu, um illegale Zustände nicht ausufern zu lassen, eine tolerante legale Ordnung herzustell­en. Das gilt für alle EU-Staaten, auch Österreich und Deutschlan­d.

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