Mädchen nicht schlechter als Burschen in Mathe
Der Unterschied liegt in der Selbsteinschätzung, wie Studie des Bifie zeigt
Wien – Mädchen im Volksschulalter sind nicht schlechter in Mathematik als Burschen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die das Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) herausgegeben hat. Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern würden demnach nicht an der Leistung, sondern in der Selbsteinschätzung liegen.
Die Studie bezieht sich auf den „TIMSS“-Test, der in Österreich zuletzt 2011 durchgeführt wurde. 4670 Schülerinnen und Schüler in 158 Schulen nahmen teil.
Bei der Studie wurden die Schülerinnen und Schüler auch danach gefragt, wie sie ihre ma- thematischen Kenntnisse selbst einschätzen würden. Sätzen wie „Mathematik fällt mir schwerer als vielen Kindern in meiner Klasse“würden demnach mehr Mädchen als Burschen zustimmen. Die Buben zeigen sich also selbstbewusster, und zwar in einem Ausmaß, dem Bedeutung zukommt, wie die Autoren sagen.
Reformen benötigt
Während sich in der Volksschule das unterschiedliche Selbstbewusstsein noch nicht oder kaum auf die Leistungen auswirkt, ändert sich das mit zunehmenden Alter. Denn lediglich 34 Prozent der Absolventinnen und Absol- venten von mathematikintensiven Studiengängen sind in Österreich weiblich. Der Zusammenhang zwischen geringer Selbsteinschätzung und einer nichtmathematischen Studienwahl wird von den Autoren als signifikant erachtet und ist in allen 50 Teilnehmerländern der Studie zu beobachten.
Um diese Ungleichheit zu beseitigen und Mädchen für die Mathematik zu begeistern, schlägt die Studie Reformen im Schulsystem vor. So würde eine Wahl von berufsbildenden Schulen wie Höheren Technischen Lehranstalten und Handelsakademien im Alter von 15 Jahren oft von „geschlechtsstereotypen Berufs- und Bildungsentscheidungen“geprägt sein.
Frühe Entscheidung
Die Spezialisierung würde in Österreich im Vergleich zu anderen Ländern schon sehr früh passieren. Sie schlagen deswegen vor, die Entscheidung für eine allgemein- oder berufsbildende Schule zu verschieben. Auch dass naturwissenschaftliche Fächer „in typischerweise von Mädchen gewählten Schulformen“, wie zum Beispiel in Höheren Bundeslehranstalten, verstärkt angeboten werden, sei eine Möglichkeit. Bisher sind sie kein Pflichtgegenstand, in dem die Schülerinnen und Schüler bei der Matura antreten müssen. (red, APA)