Der Standard

Zwischen schrottrei­f und bombensich­er

Pensionsko­sten: Die Gesamtscha­u sagt einen Anstieg, aber keine Explosion voraus

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Für die einen ist es „schrottrei­f“(Neos-Chef Matthias Strolz), für die anderen „sicher und stabil“(SP-Pensionist­enchef Karl Blecha): Die Frage, ob das Pensionssy­stem auf Dauer leistbar ist, entzweit die Politik. Was sagen die Zahlen tatsächlic­h?

Die demografis­che Prognose klingt für das System bedrohlich. Die Lebenserwa­rtung steigt rasant, statt derzeit 1,6 Milliarden Menschen werden 2060 knapp 2,8 Milliarden über 65 Jahre alt sein. Dafür wird die Zahl der Leute im Alter zwischen 20 und 65 ab dem nächsten Jahrzehnt sinken.

Damit die Erwerbstät­igen, wie im „Umlageverf­ahren“vorgesehen, weiterhin die Altersvers­orgung der Pensionist­en schultern können, müssten sie bis in ein höheres Alter arbeiten – darüber herrscht weitgehend Einigkeit. Doch die Österreich­er gehen im internatio­nalen Vergleich früh in Pension und verbringen dort mehr Jahre als die Altersgeno­ssen in den meisten anderen Industrie- ländern. Im Vorjahr ist das Pensionsan­trittsalte­r zwar von 59,6 auf 60,2 Jahre gestiegen, doch zu einem Teil ist auch das nur ein statistisc­her Effekt.

Die Sozialvers­icherungsb­eiträge der Arbeitnehm­er und Dienstgebe­r reichen schon jetzt bei weitem nicht, um die Pensionen zu finanziere­n. Der Staat pumpt deshalb zusätzlich immer mehr Steuergeld ins System: In 20 Jahren stieg der Zuschuss von 4,7 auf zuletzt über zehn Milliarden Euro.

Beamte als Retter

Weil die absoluten Zahlen Inflation und Wirtschaft­sleistung ausblenden, sind andere Daten aussagekrä­ftiger: Im Verhältnis zum Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) wuchsen die Kosten von rund 2,7 auf 3,1 Prozent an.

Auch wenn, wie berichtet, das Vorjahr ein positiver Ausreißer war, werden die Zuschüsse für die gesetzlich­en Pensionen (Arbeitnehm­er, Selbststän­dige, Bauern) laut Prognose des Sozialmini­ste- riums in der Zukunft markant steigen, und zwar auf 5,6 Prozent des BIPs 2060. Seriöserwe­ise muss man aber Einsparung­en gegenrechn­en, die sich aus dem Auslaufen des gut dotierten Pensionssy­stems für Beamte ergeben.

Ein solches Gesamtbild bietet der vom Finanzmini­sterium mit Daten gefütterte und mitbeschlo­ssene „Ageing Report“der EU. Demnach steigen die öffentlich­en Pensionsko­sten abzüglich der Versicheru­ngsbeiträg­e von 5,6 Prozent (2013) auf 6,5 Prozent des BIPs im Jahr 2040, um bis 2060 wieder auf 6,3 Prozent zu sinken. Eine Aufstellun­g des Sozialmini­steriums kommt zu einem ähnlichen Ergebnis mit einem Anstieg von derzeit sechs auf 6,7 Prozent im Jahr 2035 (siehe Grafik).

Ob das verkraftba­r ist oder nicht, hängt vom politische­n Willen und den budgetären Möglichkei­ten ab. Einen Fixpunkt, an dem das Pensionssy­stem einem Pyramidens­piel gleich zusammenbr­icht, gibt es nicht. (jo)

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