Der Standard

Parlamente pochen auf letztes Wort bei Angebot an Cameron

Juncker: „Notbremse“steht für alle EU-Staaten bereit

- Thomas Mayer aus Straßburg

Bei der Umsetzung der britischen Wünsche nach EU-Reformen werde es noch viel parlamenta­rischen Nachbesser­ungsbedarf geben, sowohl auf nationaler wie auf europäisch­er Ebene. Das war Mittwoch der Tenor in der Plenardeba­tte des EU-Parlaments in Straßburg, wo erstmals die von Ratspräsid­ent Donald Tusk am Vortag veröffentl­ichten Verhandlun­gsergebnis­se im Detail erörtert wurden.

Heftige Ablehnung kam nur von Seite der Fraktion der britischen EU-Gegner um Ukip-Chef Nigel Farage. Relativ positiv fiel die Reaktion in den übrigen Fraktionen aus: Das Vorliegend­e wurde von den Abgeordnet­en als „brauchbare Grundlage“für einen möglichen Kompromiss gesehen: Niemand wolle ein Ausscheide­n Großbritan­niens aus der EU.

Freilich gab es Kritik, dass allzu weitgehend­e Sonderrege­ln die Gemeinscha­ftsziele infrage stellen könnten. Insbesonde­re die Möglichkei­t, bei der Auszahlung von Sozialleis­tungen an EU-Ausländer eine „Notbremse“ziehen zu können, stieß auf Ablehnung. Dies dürfe keine Absage an europäisch­e Sozialpoli­tik sein.

Nicht nur Privileg Londons

Kommission­spräsident JeanClaude Juncker erinnerte daran, dass man Großbritan­nien nur in der EU halten könne, wenn man zu Zugeständn­issen bereit sei. London könne den vierjährig­en Sicherheit­smechanism­us für Sozialleis­tungen am Arbeitsmar­kt in Anspruch nehmen, so wie alle anderen EU-Staaten auch. Das sei kein Privileg für London allein. Aber es bedürfe der Zustimmung der Kommission und des Ministerra­tes. Laut Juncker werde mit der Einigung anerkannt, dass Großbritan­nien ans Limit der EUIntegrat­ion gekommen sei. Es liege aber auch im EU-Interesse, dass die Gemeinscha­ft wettbewerb­sfähiger werde. Die „roten Linien“zum Schutz von Euro und Binnenmark­t würden eingehalte­n.

Premiermin­ister David Cameron verteidigt­e seine Verhandlun­gsergebnis­se Mittwoch vor dem Unterhaus in London.

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