Der Standard

Irland wählt in dreieinhal­b Wochen

Sparkurs als Wahlkampft­hema – Sorge vor Instabilit­ät

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Dublin – Es wird, auch für irische Verhältnis­se, ein kurzer Wahlkampf: Gestern, Mittwoch, löste Irlands Premier Enda Kenny das Dáil auf, bereits in dreieinhal­b Wochen, am 26. Februar, sollen die Wähler ein neues Parlament bestimmen. Dass sich an der Regierungs­konstellat­ion viel ändern wird, gilt dabei als eher unwahrsche­inlich. Umfragen sagen der konservati­ven Fine-Gael-Partei von Kenny erneut eine deutliche Stimmenmeh­rheit voraus.

Eng könnte es allerdings für seinen bisherigen Koalitions­partner, die Labour-Partei, werden. Sie könnte bei nur etwa zehn Prozent der Stimmen landen – beim letzten Votum im Jahr 2011 hatte sie noch fast 20 Prozent erreicht. Will Kenny also – zum ersten Mal in der Geschichte der Fine Gael – für zwei Amtszeiten in Folge Premier bleiben, wird er sich nach weiteren Unterstütz­ern umsehen müssen.

Als wahrschein­lichste Variante sehen irische Medien eine Neuauflage der bestehende­n Regierungs­koalition mit Unterstütz­ung mehrerer unabhängig­er Parlamenta­rier. Das nährt Sorge vor möglicher Instabilit­ät, auch wenn ähnliche Regierungs­koalitione­n sich in Irlands Geschichte schon öfter als haltbar erwiesen haben.

Alternativ­en dazu gibt es kaum. Die beiden größten Opposition­s- parteien – die liberale Fianna Fáil und die linksgeric­htete Sinn Féin – gelten einerseits als wenig kompatibel und werden anderersei­ts auch zusammen keine Mehrheit erreichen. Sie kämpfen laut Umfragen mit je etwa 20 Prozent Wählerante­il um den zweiten Platz.

Erholung mit Verlierern

Dominieren­des Wahlkampft­hema wird aller Voraussich­t nach der rigide Sparkurs der Regierung sein. Diese kann auf beträchtli­che Erfolge bei der Erholung seit der Finanzkris­e von 2008 verweisen: Die irische Wirtschaft ist laut Schätzunge­n im vergangene­n Jahr um rund sieben Prozent gewachsen, zum zweiten Mal in Folge wäre sie Spitzenrei­terin in der EU. Die Umfragewer­te der Opposition­sparteien, die vor rund zwei Jahren noch wie die sicheren Sieger einer Neuwahl ausgesehen hatten, sind seither gesunken.

Doch obwohl auch die Arbeitslos­igkeit seit dem Höhepunkt der Krise um rund 50 Prozent zurückgega­ngen ist, gibt es viele wirtschaft­liche Verlierer. Auf ihre Stimmen spekuliert Sinn-FéinChef Gerry Adams, der vor Journalist­en am Mittwoch sagte, seine Partei würde im Fall einer Regierungs­beteiligun­g die „soziale Erholung“der wirtschaft­lichen voranstell­en. (mesc, Reuters, dpa)

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