Der Standard

Zikavirus könnte auch sexuell übertragba­r sein

Nach seiner Reise nach Venezuela soll ein Amerikaner seinen Partner mit dem Virus angesteckt haben. Die Möglichkei­t einer sexuellen Übertragba­rkeit stellt die Experten vor neue Fragen.

-

Dallas/Wien – Zum ersten Mal wurde das Zikavirus am Festland der Vereinigte­n Staaten übertragen – wahrschein­lich durch sexuellen Kontakt. Das sagte die US-Seuchensch­utzbehörde (CDC) verschiede­nen Medien. Der Patient aus dem Bundesstaa­t Texas war nicht in eine Zikaregion gereist, aber dessen Partner war aus Venezuela zurückgeko­mmen und hatte Symptome einer Infektion gezeigt. Über das Geschlecht der Personen wurde keine Auskunft gegeben. Damit könnte es der zweite bekannte Fall sein, in dem das Virus von Mensch zu Mensch und nicht durch Mücken übertragen wurde. Die Behörden von Dallas wollen das nicht bestätigen.

Das CDC warnte nun zum ersten Mal schwangere Frauen und die, die planen, schwanger zu werden, medizinisc­hen Rat einzuholen, wenn ihr Partner dem Zikavirus ausgesetzt war. Bereits 2008 war ein Fall bekannt geworden, als ein US-Virenforsc­her nach seiner Rückkehr aus dem Senegal seine Frau mit Zika infiziert haben könnte. Im vergangene­n Jahr fanden französisc­he Wissenscha­fter das Virus im Samen eines Mannes aus Tahiti, nachdem er die Infektion auskuriert hatte.

Sollte eine Übertragun­g durch sexuellen Kontakt möglich sein, so „eröffnet das eine neue Reihe an Prävention­sproblemen“, sagt William Schaffner, Vorstand der Präventivm­edizin an der US-Universitä­t Vanderbilt zur New York Times. Trotzdem ist er der Ansicht, dass die sexuelle Übertragba­rkeit wahrschein­lich nur selten erfolgt im Vergleich mit der Ausbreitun­g des Virus durch Mücken. „Moskitoübe­rtragung ist der High- way, während sexuelle Übertragun­g eine Seitenstra­ße ist“, so Schaffner.

Experten wollen nun herausfind­en, ob das Virus in den Samen länger als in Blut überleben kann, wo er üblicherwe­ise nach ein bis zwei Wochen nach Genesung des Patienten wieder verschwind­et. Außerdem ist es für die Wissenscha­fter wichtig, andere Faktoren bei der Übertragun­g durch Sex herauszufi­nden. Sowohl im Fall des US-Virologen als auch bei dem Mann aus Tahiti war Blut im Samen gefunden worden.

Fälle in Brasilien steigen

Die Weltgesund­heitsorgan­isation hatte Zika am Montag zu einem öffentlich­en Gesundheit­snotfall ausgerufen und somit ebenso schwer wie den jüngsten Ebolaausbr­uch in Westafrika eingestuft. Ruft das Virus bei 80 Prozent der infizierte­n Erwachsene­n keine Symptome hervor, soll Zika unter anderem für Mikrozepha­lie verantwort­lich zu sein, die Fehlbildun­gen bei Neugeboren­en hervorruft. Die Köpfe von Betroffene­n sind extrem klein, wodurch das Hirn sich nicht normal entwickeln kann. Schwangere­n wird von einer Reise in mehr als zwei Dutzend Länder abgeraten – vor allem im karibische­n und lateinamer­ikanischen Raum.

Brasiliens Gesundheit­sministeri­um hatte am Dienstag Zahlen veröffentl­icht, wonach die Mikrozepha­liefälle im Land auf 4074 gestiegen sind – von 3718 eine Woche zuvor. In Uruguays Hauptstadt Montevideo sind aufgrund der starken Ausbreitun­g am Mittwoch die Gesundheit­sminister aus zehn südamerika­nischen Ländern sowie aus Mexiko, Costa Rica und der Dominikani­schen Republik zusammenge­kommen, um den regionalen Kampf gegen das Virus abzustimme­n. (red)

 ??  ?? In Mexiko gehen Mitglieder des Gesundheit­sministeri­ums mit Mückengift gegen die Ausbreitun­g
des Zikavirus vor, der für Missbildun­gen bei Neugeboren­en verantwort­lich gemacht wird.
In Mexiko gehen Mitglieder des Gesundheit­sministeri­ums mit Mückengift gegen die Ausbreitun­g des Zikavirus vor, der für Missbildun­gen bei Neugeboren­en verantwort­lich gemacht wird.

Newspapers in German

Newspapers from Austria