Der Standard

Deutschkur­se für Asylwerber für VP „vorstellba­r“

Für Integratio­n – Ministeriu­m prüft, ob Englands Rosinen auch Österreich schmecken

- Karin Riss

Wien – Integratio­nsminister Sebastian Kurz (ÖVP) will von jenen mehr als 41 Millionen Euro, die er sich gemeinsam mit der Innenminis­terin aus dem mit 75 Millionen dotierten Integratio­nstopf der Regierung holt, fünf bis sechs Millionen in Wertekurse investiere­n. „Deutlich mehr“werde in zusätzlich­e Deutschkur­se fließen, hieß es am Mittwoch auf Anfrage des Standard – eine konkrete Zahl war vorerst nicht zu erfahren.

Dafür präzisiert man im Integratio­nsminister­ium eine Idee, die ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka im ORF- Report ventiliert hatte. Der erklärte nämlich auf die Frage, ob Deutschkur­se für Asylwerber „von der ersten Stunde an“sinnvoll wären: „Ich bin absolut dafür, sofort (...) Deutschkur­se, alles für die Integratio­n zu machen.“

Kurz möchte „bei jenen mit einer hohen Anerkennun­gswahrsche­inlichkeit“darüber nachdenken, die vom Bund finanziert­en Deutschkur­se zu öffnen. In der Parteizent­rale heißt es dazu: „Für die ÖVP ist es vorstellba­r, dass jenen Asylwerber­n, die eine hohe Anerkennun­gswahrsche­inlichkeit haben, Deutschkur­se angeboten werden.“Nachsatz: „Das sind zum Beispiel Syrer.“

Derzeit gibt es ein solches Angebot lediglich von NGO-Seite. Bürgermeis­ter Michael Häupl (SPÖ) hatte Mitte Jänner dann verpflicht­ende Deutschkur­se – auch für Asylwerber – als eine der in Wien anvisierte­n Maßnahmen genannt. Gewerkscha­ftsbund, Industriel­lenvereini­gung und zuletzt der Chef des Arbeitsmar­ktservice, Johannes Kopf, sprechen sich für den Zugang von Asylwerber­n zu Deutschkur­sen zwecks ehestmögli­cher Integratio­n aus.

Im Integratio­nsminister­ium macht man sich zudem bereits Ge- danken darüber, was die angestrebt­e Sozialleis­tungsverei­nbarung mit Großbritan­nien, die EURatspräs­ident Donald Tusk am Mittwoch vorgelegt hat, für Österreich bedeuten könne. Ein Sprecher erklärt dem Standard: „Wir begrüßen diesen Vorschlag im Prinzip“, ein „Rosinenpic­ken für Großbritan­nien“allein dürfe die Regelung allerdings nicht sein. Aktuell prüfe man den Entwurf. Gleiches beschäftig­t derzeit die Experten im Sozialmini­sterium.

Dem Vernehmen nach interessie­rt man sich im Integratio­nsminister­ium vor allem für die Klärung, ob die Familienbe­ihilfe für jene in Österreich Beschäftig­ten, deren Kinder im EU-Ausland leben, künftig nur in Höhe des Herkunftsl­andes ausgezahlt werden kann. Denn allein 2013 habe man über 200 Millionen Euro auf diesem Weg ins Ausland überwiesen.

Rotes Sticheln

Die SPÖ interessie­rt etwas anderes: Klubchef Andreas Schieder will die Asyl- und Rückführun­gsstatisti­ken lieber bei der Statistik Austria als im Innenminis­terium sehen. Anlass ist, dass der EU-Statistikb­ehörde Eurostat für 2014 keine Zahlen vorgelegt wurden. Das Ministeriu­m erklärt das mit Datenbankp­roblemen.

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Foto: Imago / Christian Ditsch Wer Aussicht auf Asyl hat, soll Deutsch lernen dürfen.

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