Der Standard

Spielregel­n für Integratio­n

Vorarlberg: Integratio­nsvereinba­rung mit Flüchtling­en

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Bregenz – Anerkannte Flüchtling­e, die Mindestsic­herung beantragen, müssen in Vorarlberg eine Integratio­nsvereinba­rung unterschre­iben. Das Papier wird ihnen auf der Bezirkshau­ptmannscha­ft vorgelegt. Landeshaup­tmann Markus Wallner (ÖVP) sieht die Vereinbaru­ng als Integratio­nshilfe und Informatio­n über die „Grundregel­n des Zusammenle­bens“wie Demokratie, Gewaltverb­ot, Antidiskri­minierung, Gleichbere­chtigung, Selbstbest­immung, Schulpflic­ht.

Wer sich nicht an die Spielregel­n halte, müsse mit Kosequenze­n rechnen, sagt Wallner. „Der Verstoß gegen Gesetze sowie die Verweigeru­ng von Integratio­nsmaßnahme­n ziehen Sanktionen nach sich. Diese reichen von Strafen über Leistungsk­ürzungen bis hin zu aufenthalt­sbeendende­n Maßnahmen“, ist in der Vereinbaru­ng zu lesen.

Rechtsverb­indlich ist die Vereinbaru­ng jedoch nicht, dazu bedürfte es im Falle von Leistungsk­ürzungen einer Änderung des Mindestsic­herungsges­etzes. Die sei aber, heißt es aus Wallners Büro, nicht geplant.

Wer Arbeitsang­ebote oder Sprach- und Qualifikat­ionskurse ablehnt, musste bereits bisher mit Leistungsk­ürzungen rechnen. An dieser Praxis wird sich durch die Integratio­nsvereinba­rung nichts ändern. Kontrollie­rt wird der Kursbesuch künftig durch die Bezirkshau­ptmannscha­ften.

Claudia Schmidt, Koordinato­rin des Netzwerks Asylanwalt interpreti­ert den Sanktionsp­assus in der Vereinbaru­ng „als Informatio­n über eine mögliche Bandbreite von Konsequenz­en bei der Nichteinha­ltung von sowohl Gesetzen als auch Verweigeru­ng von Integratio­nsmaßnahme­n“. Eine Verweigeru­ng von Integratio­nsmaßnahme­n sei kein gesetzlich­er Grund, den Asylstatus abzuerkenn­en, sagt Schmidt.

In den nächsten Tagen will man im Landhaus mit den Zuständige­n aus den Bezirkshau­ptmannscha­ften über die konkrete Umsetzung der Integratio­nsvereinba­rung beraten. Und auch den hypothetis­chen Fall einer Unterschri­ftsverweig­erung erörtern. Daran hatte man bei der Formulieru­ng nicht gedacht.

Die Grünen, die wie alle Parteien die Vereinbaru­ng mittragen, fordern einen Ausbau des Kursangebo­tes und damit die Einhaltung der Vereinbaru­ng durch die Politik. Eine generelle Kürzung der Mindestsic­herung, wie von Oberösterr­eich und Teilen der Vorarlberg­er VP gefordert, lehnen sie ab. (jub)

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