Der Standard

Anleihen von Unternehme­n als Alternativ­e

Abnehmende Risikobere­itschaft der Investoren kann Einstiegsg­elegenheit darstellen

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Wien – In den vergangene­n Monaten haben sich Unternehme­nsanleihen, sogenannte Corporate Bonds, auf den Börsenpark­etts schwergeta­n. Verglichen mit als sicher geltenden Schuldtite­ln wie österreich­ischen Staatsanle­ihen, haben sie merklich an Terrain verloren. Seit Mai des Vorjahres haben jene Unternehme­nsanleihen mit Investment-Grade, also einem Bonitätsra­ting von BBB aufwärts, laut der Bank Gutmann um 1,5 bis zwei Prozent weniger eingespiel­t als Anleihen der Republik Österreich. „Das ist angesichts des geringen allgemeine­n Zinsniveau­s ein deutlicher Performanc­eunterschi­ed“, meint Gutmann-Anleihenex­perte Thomas Neuhold.

Dazu beigetrage­n haben zahlreiche Faktoren, die zwar jeweils nur eine Branche betreffen, sich zusammen aber stark preisdämpf­end ausgewirkt haben. Dazu zählt Neuhold die Versorger, denen die tiefen Strompreis­e und zum Teil auch die Energiewen­de zu schaffen machen. Gleiches gilt für die gesamte Rohstoffbr­anche, der ein anhaltende­r Preisrutsc­h zusetzt. Das strahlt wiederum auf jene Unternehme­n ab, die in rohstoffla­stigen Schwellenl­ändern substanzie­lle Umsätze erzielen. Dazu kommen die Autoerzeug­er, die vom VW-Skandal durchgebeu­telt worden sind. „Seither steht die gesamte Branche unter Generalver­dacht“, meint Neuhold.

Dem steht eine gesamtwirt­schaftlich recht ansprechen­de Entwicklun­g trotz nicht gerade brüllender Wachstumsr­aten gegenüber. „In vielen Staaten geht die Arbeitslos­igkeit zurück, was den Konsum fördert und Kreditausf­älle bei Banken weniger wahrschein­lich macht“, erläutert der Anleihenex­perte.

Viele Einzelfäll­e statt Krise

Er geht davon aus, dass derzeit die Bewertung von Unternehme­nsanleihen im Durchschni­tt als attraktiv anzusehen ist – sofern sich nicht aus Problemen wie der Konjunktur­schwäche Chinas oder dem Preisverfa­ll im Rohstoffse­ktor eine handfeste Krise entwickelt. „Eine solche sehen wir ak- tuell nicht“, meint Neuhold. China wachse insgesamt relativ stabil, und die Rohstoffpr­eise sollten ein Problem der Produzente­n bleiben.

Auch die Analysten von Raiffeisen Research berichten in ihrer Publikatio­n Corporate Bonds von zuletzt schlechter Stimmung, zunehmende­r Risikoaver­sion und Kapitalabf­lüssen aus Eurountern­ehmensanle­ihen – sehen aber ebenfalls keinen Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Die gestiegene­n Risikopräm­ien gegenüber sicheren Anlagen könnten bei positiven Impulsen seitens der Notenbanke­n oder durch Wirtschaft­sdaten die Investoren wieder zu Käufen animieren. (aha)

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