Der Standard

Kanadas Küstenrege­nwald wird vor Abholzung geschützt

Umweltschü­tzer kämpften fast 20 Jahre dafür, Indigene erhalten mehr Mitbestimm­ungsrechte

- Julia Schilly

Nicht weniger als „historisch“nennen Umweltschü­tzer ein neues Schutzabko­mmen in Kanada: 85 Prozent des Great-Bear-Regenwalde­s werden in Zukunft vor der Abholzung geschützt. Die übrigen 15 Prozent stehen der örtlichen Forstwirts­chaft offen, unterliege­n aber strengen Auflagen. Der einst stark ausgebeute­te Regenwald an der kanadische­n Pazifikküs­te erstreckt sich mehr als 3,6 Millionen Hektar bis nach Alaska und ist für seine Biodiversi­tät bekannt.

Die Waldtäler sind zudem Heimat von Ureinwohne­r. Sie erhalten nun mehr Mitbestimm­ungsrechte in ihren Gebieten. Die Provinzreg­ierung von British Columbia gab Anfang der Woche ihren umfangreic­hen Schutzplan be- kannt, den nach zehnjährig­en Verhandlun­gen auch indigene Gemeinscha­ften, Umweltschu­tzorganisa­tionen und Forstunter­nehmen unterzeich­neten.

Großer Erfolg für Waldschutz

Auch in Österreich protestier­te Greenpeace, zum Beispiel in den 1990er-Jahren vor der kanadische­n Botschaft oder gegen den österreich­ischen Holzimport­eur Frischeis. Denn die Bäume des Regenwalds wurden jahrzehnte­lang zu Schnitthol­z-, Papier- und Chemiezell­stoff verarbeite­t. Es handle sich aber nicht nur um einen großen Erfolg für den internatio­nalen Waldschutz, sagte Greenpeace­Sprecher Herwig Schuster. Das Abkommen sei auch weltweit beispielge­bend für die Berücksich­tigung der Rechte der indigenen Be- völkerung sowie den Kampf gegen den Klimawande­l.

Bei dem Great-Bear-Regenwald handelt es sich um einen der letzten nördlichen Regenwälde­r der Erde. Er ist unter anderem Lebensraum für den mythenumwo­benen Kermodebär, der aufgrund seiner hellen Fellfarbe umgangsspr­achlich auch „Geisterbär“genannt wird. Diese Unterart des nordamerik­anischen Schwarzbär­en ist ein heiliges Symboltier für Ureinwohne­rn an der Westküste. Er ist weltweit einzigarti­g und kommt nur in dieser Region vor. Doch auch Grizzlybär­en, Seeadler, Pumas und Wölfe finden dort ein unberührte­s Rückzugsge­biet.

Zudem ist das Gebiet Standort einiger tausendjäh­riger Bäume. Wolfgang Pekny, früherer Greenpeace-Kampagnend­irektor, hat 1993 gemeinsam mit weiteren sieben Aktivisten mehrere Tage im kanadische­n Gefängnis verbracht. Er wollte mehr als 2000 Jahre alte Bäume vor der Rodung retten. „Es ist schön zu sehen, dass sich die Mühe gelohnt hat“, sagt er.

 ?? Foto: Greenpeace / Andrew Wright ?? Der Kermodebär kommt nur in British Columbia in Kanada vor.
Foto: Greenpeace / Andrew Wright Der Kermodebär kommt nur in British Columbia in Kanada vor.

Newspapers in German

Newspapers from Austria