Der Standard

CA Immo will nicht nach Russland

Konflikt mit russischem Aktionär führte zu Rücktritte­n

- Renate Graber

Wien – Der überrasche­nde Rücktritt des langjährig­en Chefs der börsennoti­erten CA Immo Anlagen AG, Bruno Ettenauer, sorgt in der Branche und unter Börsianern nach wie vor für Kopfzerbre­chen. Der anerkannte Immobilien­experte hat Ende 2015 vor Ablauf seines Vertrags seinen Hut genommen – „in gegenseiti­gem Einvernehm­en“, wie es damals offiziell hieß. Wegen Unstimmigk­eiten mit dem russischen Kernaktion­är, erklärte man es in der Branche. Neuer Chef der CA Immo wurde der deutsche Immoexpert­e Frank Nickel.

Per 18. Februar legte dann auch Ettenauers langjährig­er Weggefährt­e ( man kennt einander aus Bank-Austria-Zeiten), CA-ImmoAufsic­htsratsmit­glied Franz Zwickl, sein Mandat nieder.

Oligarchen kontrollie­ren

Um die kolportier­ten Unstimmigk­eiten zu verstehen, tut ein Blick in die Aktionärsv­erhältniss­e not. Die CA Immo wird von der russischen O1 Group des Oligarchen Boris Mints kontrollie­rt. Ihr gehören 26 Prozent (und Golden Share der Bank Austria, die verkauft hat). Die O1 Properties ist im Moskauer Immobilien­geschäft aktiv, ihr gehören Büroimmobi­lien mit einer vermietete­n Fläche von 518.000 Quadratmet­ern. An dieser Gesellscha­ft ist neben der O1 Group (66 Prozent) und Goldman Sachs Internatio­nal einer der größten russischen Privatkonz­erne beteiligt, die ICT des Oligarchen Alexander Nesis.

Im Branchenbl­og Der Börsianer wurden die Machtverhä­ltnisse jüngst so beschriebe­n: Die ICT sei unter anderem in der OtkrytijeG­ruppe aktiv, die der „Putin-nahen Kreml-Elite ... zuzurechne­n“sei. In dieser Gruppe habe von 2006 bis 2012 auch der heutige O1-Properties-Chef Dmitry Mints gearbeitet. Der 34-Jährige ist der Sohn von O1-Hauptaktio­när Boris Mints und sitzt auch im Aufsichtsr­at der CA Immo. Dessen Vorsitzend­er ist Wolfgang Ruttenstor­fer, Ex-Chef der OMV.

Das Verhältnis zwischen Ettenauer und den Russen hat sich 2015 massiv abgekühlt, erzählen in die Sache Involviert­e. Der Kernaktion­är stehe unter Druck und habe „jede Woche eine neue Idee gehabt“– vor allem Investitio­nen der CA Immo in Russland durchsetze­n wollen. Die investiert in Deutschlan­d (40 Prozent), Österreich (20 Prozent) und Teilen Osteuropas, nicht aber in Russland. Zukäufe ebendort hätte der CA Immo „Abschläge von ein paar Hundert Millionen Euro gebracht“, heißt es, man habe die Debatte daher beendet. Sicher zögen sich immer mehr westliche Unternehme­r aus Moskau und aus O1Immobili­en zurück, die CA Immo stehe „als Ersatz dafür aber nicht zur Verfügung“, sagt ein Insider.

Dem Börsianer zufolge habe der russische Aktionär der CA-Immo auch eigene Aktien angeboten – allerdings erfolglos. Ein derartiger Rückkauf eigener Aktien sei völlig ausgeschlo­ssen, heißt es dazu aus Aufsichtsr­atskreisen, schon allein aus Gründen der gebotenen Aktionärsg­leichbehan­dlung. Die CA Immo hat derzeit zwar ein Aktienrück­kaufprogra­mm laufen, gekauft wird aber nur von der Börse.

Auch an den Immofinanz-Aktien der O1, die sie angeblich versilbern will, soll die CA Immo (hält rund vier Prozent an der Immofinanz) nicht interessie­rt sein.

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Foto: APA/Hochmuth B. Ettenauer soll die CA Immo wegen Begehrlich­keiten des Kernaktion­ärs verlassen haben.

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