KOPF DES TAGES
Plan B für das republikanische Establishment
Das Ergebnis des Caucus in Iowa war noch nicht ausgesprochen, da hängten sich die Mitarbeiter von Marco Rubio schon an die Telefone: „Es ist Zeit, auf den Rubio-Zug aufzuspringen“, war die Botschaft an potenzielle Spender aus dem republikanischen Establishment. Denn Rubios doch überraschend gutes Ergebnis von 23 Prozent macht den Senator aus Florida zur neuen Hoffnung der republikanischen Parteimitte. Rubio ist für sie ein idealer Kandidat: eloquent, energisch und mit seinen 44 Jahren zu jung, um schon der verhassten Politelite zugerechnet zu werden. Und vor allem schillernder als der hinter den Erwartungen bleibende Ex-Favorit der Moderaten, Jeb Bush. Ironischerweise war gerade er Rubios politischer Mentor in Florida.
Rubios Kampagne stützt sich vor allem auf ein Narrativ: Er, Sohn von Einwanderern aus Kuba, verkörpere den amerikanischen Traum wie kein anderer. Die Familie kam 1956 in die Staaten, der Vater verdiente sein Geld als Barkeeper, Unternehmer und Schülerlotse, die Mutter arbeitete unter anderem als Zimmermädchen. Der talentierte Spross schloss zwei Hochschulstudien ab und promovierte mit 25 Jahren an der University of Miami zum Doktor der Rechtswissenschaften. Be- reits acht Jahre später verdiente er ansehnliche 100.000 Dollar im Jahr als Anwalt. Seine politische Karriere war zu dieser Zeit schon am Laufen, die Tea Party half ihm 2010 beim Einzug in den Senat, wo er aber kaum Erfolge vorzuweisen hat. Die Bewegung hat mittlerweile andere Lieblinge.
Die politischen Positionen Rubios entsprechen der konservativen republikanischen Parteilinie. Er verteidigt das Recht auf Waffenbesitz, fordert eine Einwanderungsreform und kritisiert Obamas Gesundheitsreform. Außenpolitisch gilt er als Hardliner. Im privaten Bereich eignet sich der Katholik, der seinen zwischenzeitlichen Seitensprung zu den Mormonen lieber unerwähnt lässt, ebenso als Vorzeigekandidat: Mit seiner Frau Jeanette Dousdebes ist er seit 1998 verheiratet. Sie und ihre vier gemeinsamen Kinder stehen Rubio im Wahlkampf zur Seite. Der wird wohl länger dauern. Denn was Rubio vor allem zur ernsthaften Konkurrenz für Ted Cruz und Donald Trump macht: Seine gut gefüllten Kassen und die Sympathie finanzkräftiger Hedgefonds-Manager. Rubios Wahlkampfbudget lag schon Ende des Jahres 2015 bei 77,2 Millionen Dollar, das vierthöchste aller Bewerber. Tendenz steigend.