Der Standard

Die Masse macht’s – nicht

- Johanna Ruzicka

Vieles ist total aus dem Ruder gelaufen bei der europäisch­en Agrarpolit­ik, die sich eigentlich zum Ziel gesetzt hat, die „ländliche Entwicklun­g“zu unterstütz­en und familiäre Kleinbetri­ebe zu erhalten.

Das Gegenteil ist zu beobachten: Immer größere landwirtsc­haftliche Einheiten in der EU produziere­n viel zu viel. Diese Überschüss­e müssen auf Exportmärk­ten außerhalb der EU abgesetzt werden, wo sie oft nicht die kostendeck­enden Preise erzielen, die die Betriebsin­haber brauchen. Denn auf dem Weltmarkt sind alle großen Agrarprodu­zenten vertreten: die USA, Australien, Neuseeland.

Mit Geld aus Brüssel wird deshalb jetzt wieder Überschuss-Lagerhaltu­ng gefördert, was fatal an die vergangene­n Milchseen und Butterberg­e erinnert. Diese waren mit einer rigiden, auf Quoten und Preisstütz­ungen basierende­n EU-Agrarpolit­ik entstanden.

Die liberalisi­erte europäisch­e Landwirtsc­haft hat derzeit einen unguten Zug zur Größe. Da zählt nur die Ökonomie, die „Economy of Scale“. Ökologisch­e Überlegung­en werden vielfach hintangest­ellt. Das Tierleid, das bei industriel­ler Haltung und Schlachtun­g entsteht, wird ausgeblend­et – vom Produzente­n sowieso, vom Konsumente­n auch.

Die kleinen Bauern, auf die es laut EU-Kommission angeblich besonders ankommt und die das Rückgrat der europäisch­en Landwirtsc­haft darstellen, haben es in diesem Marktumfel­d besonders schwer.

Newspapers in German

Newspapers from Austria