Die Dinge beginnen sich aufzuladen
BMW treibt die Elektrifizierung und den Effizienzgedanken auf allen Fronten voran – Gelegenheit, einmal aufzuzeigen, wie breit der ingenieursgetriebene Hersteller sich dabei aufstellt. Ganz neu im Programm sind die Plug-in-Hybride 225xe und 330e.
München – Diese Reise ins schöne Bayernland beginnen wir mit einem Besuch auf Godenholm in Skandinavien. Dort, berichtet ein gewisser Ernst Jünger, geschah Denkwürdiges, ja Visionäres: „Die Dinge begannen sich aufzuladen und Leben zu gewinnen; sie wuchsen aus den Gegenständen, als die sie ihm erschienen waren, zu fragestellender, ja richterlicher Macht.“Damit beamen wir uns auch schon runter nach München und Umgebung, bekanntlich sind BMWs Ingenieure ernsthafte Jünger einer zunehmenden Elektrifizierung ihrer Fahrzeugpalette, diese Dinge beginnen sich zunehmend aufzuladen, und das nicht nur wegen der richterlichen Macht gesetzlicher Vorgaben zur Verbrauchs- und Abgasreduktion, sondern inzwischen sogar, wie es scheint, aus Überzeugung.
Wie sehr besagte Dinge Leben gewinnen, zeigte die Präsentation der beiden jüngsten aufgeladenen Neuzugänge. Von Plug-in-Hybrid war da die Rede, von der Möglichkeit, bis zu etwa 40 Kilometer quicklebendig elektrisch fahren zu können, wobei real circa 25 bis 30 km übrig bleiben – was wiederum reicht für die meisten Fahrten während der Woche; die restlichen oder weiteren Fahrtstrecken übernimmt der Verbrennungsmotor allein oder in Kombination mit dem elektrischen.
Konkret hergenommen haben sich die Bayern nun für diese Art von Alternativantrieb den 2er Active Tourer und die 3er-Limo. Für Ersteren rechnet man sich vor allem in Europa und Japan Marktchancen aus, für Letztere in den USA und China – und falls wer fragt: Nein, den 3er Kombi wird’s nicht mit dieser Technologie geben. Rechnet sich nicht. Schade.
Weil, damit gleich zum 330e, der bringt den markentypischen Fahrdynamikansatz und zugleich den Effizienzgedanken prima rüber, selbst der (steirische) Projektleiter Helmut Wiesler zeigte bei der Präsentation einen Hauch von Enthusiasmiertheit, frug extra nach, ob wir bei Überlandfahrt eh auch die volle Entfaltung der 252 PS Systemleistung angetestet hätten. Haben wir, und nochmal Respekt, denn dank geradezu idealer Achslastverteilung von 49:51 (verdankt sich der Unterbringung der Batterie unter dem Kofferraumboden) sowie tiefen Schwerpunkts fällt in den Kurven selbst das Mehrgewicht wenig in Betracht.
Zum Einsatz kommen im 330e ein 2,0-Liter-Turbo-Benziner mit 184 PS und ein Elektromotor mit 88, und weil im 3er die Aggregate längs eingebaut werden, findet die E-Maschine im 8-Gang-Automatikgetriebe Platz – dort, wo sonst der Wandler untergebracht ist.
Das funktioniert beim 225xe nicht, die dort zum Einsatz kommende Maschine, ein 1,5-Liter-3Zylinder-Turbo-Otto, ist quer eingebaut, folglich wanderte der E-Motor unter die zu dem Behufe um 30 mm erhöhte Rückbank, gleich neben die Lithium-Ionen-Batterie.
Daraus ergibt sich 1.) ein „bedarfsgerechter“Allradantrieb – Verbrenner treibt vorn, E-Maschine hinten, 2.) der Umstand, dass wir bei rein elektrischer Fahrt einen Hecktriebler vor uns haben, hurra, und 3.) eine ebenfalls recht harmonische Achslastverteilung.
225xe und 330e bringen mit 1735 kg exakt gleich viel auf die Waage, der 3er erlaubt elektrische Fahrten bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 120, der 2er Active Tourer sogar bis 125 km/h, und ja: Der 3-Zylinder klingt tatsächlich gar nicht übel.
Wem die technische Konstellation des 225xe bekannt vorkommt: Richtig, da fand hausintern ein Know-how-Transfer statt, ähnlich geschnitzt ist ja schon die futuristische Plug-in-Flunder i8.
Und wie laden sich die Dinge weiter auf? Blitzartig. Schon im Sommer folgt mit dem 740e der nächste Plug-in-Typ. Damit hat BMW dann 2016 – inklusive i8 und X5 xDrive40e – bereits fünf Teilelektrische im Angebot.