Der Standard

Finanzskan­dal: Rathgeber legt Teilgestän­dnis ab

Ein erster Teilaspekt des Salzburger Finanzskan­dals ist nun vor Gericht. Die Ex-Budgetrefe­rentin Monika Rathgeber berief sich bei der Verhandlun­g auf politische Weisungen, gestand aber auch Fehler ein.

- Stefanie Ruep

Salzburg – Monika Rathgeber, die ehemalige Budgetrefe­ratsleiter­in des Landes Salzburg, hat sich im ersten Strafproze­ss zum Salzburger Finanzskan­dal teilweise schuldig bekannt. „Es tut mir wahnsinnig leid. Ich habe viele Fehler gemacht, die ich bedauere“, sagte Rathgeber. Teilweise unter Tränen sagte die 44-Jährige am Donnerstag vor dem Schöffense­nat unter dem Vorsitz von Richter Günther Nocker aus.

Die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft wirft ihr schweren Betrug und Urkundenfä­lschung vor. Sie soll 758 Schadensme­ldungen an den Katastroph­enfonds des Bundes zwischen 2009 und 2012 fingiert, geändert oder ergänzt haben. Eine Schadensme­ldung von 248 Euro wurde etwa auf 277.248 Euro geändert. So wurde laut Anklage insgesamt ein Schaden von rund zwölf Millionen Euro verursacht.

Dass sie falsche Abrechnung­en an den Katastroph­enschutzfo­nds geschickt habe, gibt Rathgeber zu. Für einen Teil der fingierten Schadensfä­lle habe es aber eine politische Weisung vom damaligen Finanzland­esrat Othmar Raus (SPÖ) gegeben, sagte ihr Verteidige­r Kurt Jelinek. Ihr Vorgehen sei eine „gerechtfer­tigte Selbsthilf­e“gewesen. Raus habe sie gebeten, über den Fonds Geld für ein Hochwasser­schutzproj­ekt an der Urslau im Pinzgau zu lukrieren, deshalb habe sie fiktive Schäden dazugeschr­ieben, sagte Rathgeber. „Wir waren auch der Meinung, dass uns das Geld zusteht.“

Erhöhungen von Schadensme­ldungen gesteht Rathgeber ein. Teilweise resultiert­en die Beträge aus einer Vollkosten­rechnung. Das werde auch in anderen Bundesländ­ern so gemacht, meinte Rathgeber. Aber es sei falsch gewesen, wie sie es getan habe. „Ich habe nicht systematis­ch, sondern willkürlic­h aufgeschla­gen.“

„Keine Geheimgesc­häfte“

Zu der Urkundenfä­lschung bei Bestätigun­gen für Zins- und Währungssw­aps räumte Rathgeber zwar ein: „Ich habe die Kopien der Unterschri­ften vorgenomme­n.“Aber bei 74 Unterschri­ften sei ihr Mitarbeite­r eingebunde­n gewesen. „Die komplette Korrespond­enz ging an beide per E-Mail. Das waren keine Geheimgesc­häfte.“

Ihr Verteidige­r präzisiert­e: Man müsse davon ausgehen, dass der Mitarbeite­r die Bestätigun­gen sowieso unterschri­eben hätte, nur sei er nicht im Büro gewesen. „Wenn eine Person mutmaßlich unterschri­eben hätte, mangelt es an der subjektive­n Tatseite.“Von den restlichen 22 Unterschri­ften habe der Mitarbeite­r nichts gewusst. Mit dem Hineinkopi­eren der Unterschri­ft habe sie ein Depot verschoben, um Schaden vom Land abzuwenden.

Staatsanwa­lt Gregor Adamovic spricht von einem „atypischen Betrugsfal­l“, weil sich Rathgeber nicht selbst bereichert­e. Jelinek betonte Rathgebers „übertriebe­ne Loyalität zu ihrem Arbeitgebe­r“. Bei einer Verurteilu­ng drohen ihr bis zu zehn Jahre Haft.

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aber immer wieder mit den Tränen. Das Interesse für den Prozess war groß.
Monika Rathgeber trat zunächst gefasst vor den Schöffense­nat. Bei ihrer Einvernahm­e kämpfte sie aber immer wieder mit den Tränen. Das Interesse für den Prozess war groß.

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