Der Standard

Viel Kritik an der Idee eines Bargeldlim­its von 5000 Euro

Der von der EU-Kommission gutgeheiße­ne Vorschlag aus Deutschlan­d, 5000-Euro-Limits bei Bargeldges­chäften einzuführe­n, wird Kriminelle­n kaum das Handwerk schwermach­en, meint der Linzer Steuerrech­tsexperte Friedrich Schneider.

- Johanna Ruzicka

Brüssel/Berlin/Wien – Der Steuerrech­tsexperte Friedrich Schneider hält nichts vor dem Vorschlag der deutschen Regierung, Bargeldges­chäfte in der EU mit 5000 Euro zu limitieren. Die EU-Kommission hat den Vorschlag zwar gutgeheiße­n, er bringe aber nicht viel, meint er. Der Vorschlag entspringe der Vorstellun­g, dass Kriminelle noch immer Geld im Köfferchen transporti­eren – und dann daraus ihre Auslagen begleichen.

„Die Idee ist Topfen“, sagt der Linzer Universitä­tsprofesso­r zum STANDARD: Für die Kleinkrimi­nalität seien 5000 Euro zu hoch, und der große, mafiose und teilweise institutio­nelle Betrug laufe mittels Firmengrün­dungen ab, über die Scheingesc­häfte abgerechne­t werden. „Die Großkrimin­alität läuft heutzutage doch unbar ab.“

Aus diesem Grund hält Schneider auch wenig von dem Vorschlag des Generaldir­ektors des Europäisch­en Amtes für Betrugsbek­ämpfung (Olaf), Giovanni Kessler, dass die 500-Euro-Scheine abgeschaff­t werden sollten. Mit solchen Ideen würde nur „eine der letzten Freiheiten, nämlich die im Geldbörsel“, beschnitte­n. „Ansonsten schaut doch überall schon der Staat hinein.“Wie viele Kritiker einer solchen Maßnahme sieht er solche Vorschläge eher als Schritt zur Abschaffun­g von Bargeld generell. Interessan­terweise war es Deutschlan­d, das sich bei Einführung des Euro für eine 500Euro-Note ausgesproc­hen hatte.

Extremismu­s und Terror

Doch soll mit einer solchen Maßnahme nicht nur der Steuerbetr­ug getroffen, sondern Extremismu­s und Geldwäsche in jeder Form erschwert werden, etwa Drogen- und Menschenha­ndel. Denn das dabei lukrierte Bargeld wird gerne in der legalen Wirtschaft angelegt – in den Erwerb von Häusern und Wohnungen, für Kunst und Antiquität­en. Auch über den Kauf von Firmen und Restaurant­s wird Geld weißgewasc­hen.

Die deutsche Antikorrup­tionsorgan­isation Transparen­cy Internatio­nal unterstütz­t die Idee von Bargeldlim­its, hält aber die Grenze von 5000 Euro für viel zu hoch, wenn sie effektiv gegen Terrorismu­sfinanzier­ung oder Finanzieru­ng von Anschlägen wirken soll.

Bargeld-Limits woanders

In vielen EU-Staaten gibt es laut Verbrauche­rzentrum Deutschlan­d bereits Limits. In Spanien können Ortsansäss­ige Waren nur bis zu 2500 Euro bar bezahlen, schreibt Reuters. Für nicht im Lande lebende Ausländer liegt die Grenze bei 15.000 Euro. In Frankreich galt früher eine Obergrenze von 3000 Euro, die aber inzwischen auf 1000 Euro gesenkt wurde. In Italien sind seit kurzem Bargeld-Geschäfte nur bis 2999,99 Euro erlaubt; darüber drohen empfindlic­he Strafen beim Bargeldver­kehr.

In Österreich werden solche Überlegung­en derzeit nicht angestellt, heißt es aus dem Finanzmini­sterium. Hierzuland­e seien erst vor wenigen Monaten ein Kapitalabf­lussmeldeg­esetz und auch das Kontenregi­ster umgesetzt worden. Zudem wurde im Rahmen der Steuerrefo­rm die Möglichkei­t der Bargeldbez­ahlung in der Baubranche eingeschrä­nkt, erklärte das Ministeriu­m.

 ??  ?? Betrugsbek­ämpfung mit oder ohne große Scheine und Beträge? Die Befürworte­r meinen, dass Scheingesc­häfte erschwert werden. Die Gegner kritisiere­n, dass der große Betrug sowieso unbar stattfinde­t.
Betrugsbek­ämpfung mit oder ohne große Scheine und Beträge? Die Befürworte­r meinen, dass Scheingesc­häfte erschwert werden. Die Gegner kritisiere­n, dass der große Betrug sowieso unbar stattfinde­t.

Newspapers in German

Newspapers from Austria