Der Standard

Polizei hält wenig von Bürgerwehr­en

In Deutschlan­d haben Bürgerwehr­en seit den Angriffen von Köln andere Motivation­en

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Berlin – Schon vor den Angriffen auf Frauen in Köln gab es Bürgerwehr­en in Deutschlan­d, damals hauptsächl­ich, um in einsamen Gegenden Einbrecher abzuschrec­ken. Nun aber sind die Motivation­en andere. In Deutschlan­d haben sie derzeit Hochkonjun­ktur.

So will die Initiative „Düsseldorf passt auf“, die auf Facebook 14.000 Mitglieder hat, die „Stadt für unsere Damen sicherer“machen. Der Plan: Bei Großverans­taltungen wird Präsenz gezeigt, um zu demonstrie­ren, dass Übergriffe in „unserer schönen Stadt“nicht toleriert werden.

Innenminis­ter Thomas de Maizière (CDU), die Polizei und Justizmini­ster Heiko Maas (SPD) sind strikt gegen Bürgerwehr­en. Tenor der Kritik: Das Gewaltmono­pol liege im Staat bei der Polizei. „Es ist nicht Aufgabe von Bürgerwehr­en oder anderen selbst ernannten Hobby-Sheriffs, Polizei zu spielen“, warnt Maas.

Rechtsextr­eme Kontakte

In einigen Bürgerwehr­en macht der Verfassung­sschutz klar rechtsextr­eme Tendenzen aus. So haben nach Erkenntnis­sen des Thüringer Verfassung­sschutzes im Wartburgkr­eis die Administra­toren der Facebookgr­uppe enge Kontakte zur rechtsextr­emen Szene. Gegen Mitglieder der „Bürgerwehr Gerstungen, Untersuhl und Umgebung“wird wegen Volksver- hetzung ermittelt. Der sächsische Verfassung­sschutz rechnet die „Bürgerwehr Freital FTL/360“den rechtsextr­emistische­n „Freien Kräften“zu.

Die Staatsanwa­ltschaft wirft Mitglieder­n der Bürgerwehr vor, Pro-Asyl-Aktivisten auf der Straße verfolgt und deren Auto an einer Tankstelle mit Baseballsc­hlägern verfolgt zu haben. Der Prozess läuft.

Verfassung­sschützer und Polizei beobachten aber auch, dass längst nicht alle, die sich auf Facebook zusammentu­n, auch tatsächlic­h bereit sind, auf die Straße zu gehen. Beim ersten „Ausgang“von „Düsseldorf passt auf“kamen gerade einmal 50 Teilnehmer. (bau)

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