Kreml wirft Ankara Annexionspläne in Syrien vor
Russland schlägt Waffenruhe vor und dementiert Bombardierung von Aleppo
Russland bleibt in Syrien bei seiner Linie. Der Kreml werde seine Militärstrategie nicht nach Wünschen des Pentagons ändern, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums Igor Konaschenkow. Moskau werde Washington sicher nicht dabei helfen, auf politischem Weg einen Machtwechsel in Syrien zu erzielen. „Ziel unserer Operation in Syrien ist die Vernichtung des Terrors, eine offensichtliche und direkte Bedrohung der Sicherheit unseres Landes und weltweit“.
Russland macht damit deutlich, dass es die derzeitige Offensive der syrischen Armee bei Aleppo weiterhin unterstützen wird. Innerhalb einer Woche habe die Luftwaffe 2000 Objekte vernichtet und zwei einflussreiche TerrorKommandeure getötet, sagte Konaschenkow. Einen Waffenstillstand soll es nach den Vorstellungen des Kremls erst zum 1. März in Syrien geben. Nach Ansicht westlicher Diplomaten hofft die russische Führung, dass bis dahin in Syrien Fakten geschaffen sind und Präsident Bashar al-Assad die Lage in der strategisch wichtigen Region vollends kontrolliert.
Moskau fühlt sich diffamiert
Die Vorwürfe, dass das russische Militär dabei auch zivile Opfer in Kauf nehme, weist Moskau strikt zurück. Im Gegenteil: Die Vorwürfe einer Bombardierung Aleppos schickt Russland an den Absender zurück. Nicht russische Flugzeuge, sondern amerikanische hätten „über Aleppo gearbeitet“, sagte Konaschenkow. Die USA weisen das zurück.
Das russische Außenministerium sprach von Sorge angesichts einer Kampagne, die von westlichen Politikern und Medien gegen Russland gefahren werde. Moskau habe eine Koordination der Antiterroreinsätze in Syrien vorgeschlagen, stoße dabei aber auf Widerstand aus Washington, beklagte Sprecherin Maria Sacharowa.
Besonders die Türkei bleibt Ziel russischer Vorwürfe: Den angedachten Einsatz türkischer und saudischer Bodentruppen sieht Moskau kritisch. Möglicherweise verfolge Ankara das Ziel „unter dem Deckmantel merkwürdiger erklärter Ziele ein bestimmtes Territorium, das an der Grenze zur Türkei liegt, zu okkupieren“, erhob Sacharowa den Vorwurf einer geplanten Annexion von Teilen Syriens durch die Türkei.
Den seit Monaten andauernden Konflikt über die Zukunft Syriens weiten Russland und die Türkei immer stärker aus und ziehen dabei auch ihre Nachbarländer in den Streit. Die von Moskau abhängigen und von Georgien abtrünnigen Kaukasusrepubliken Südossetien und Abchasien mussten sich so unlängst der Blockade gegen die Türkei anschließen, obwohl gerade Abchasien stark an die Türkei gebunden war. Russland wiederum befürchtet nun, dass sich Aserbaidschan im Streit auf die Seite Ankaras schlägt.