Der Standard

Weniger Russisch in Lettland

Minderheit­envertrete­r sind besorgt über Schulpolit­ik

- Andreas Stangl

Riga – Die am Donnerstag vom Parlament in Riga abgesegnet­e Neuauflage der Rechtskoal­ition in Lettland will an den Hauptpunkt­en ihrer bisherigen Politik festhalten. Sorgen bereiten der russischsp­rachigen Bevölkerun­g allerdings im Regierungs­programm enthaltene Punkte zur Schulrefor­m. Nach ihnen soll künftig an bisher vorwiegend russischsp­rachigen Schulen Lettisch die alleinige Unterricht­ssprache werden.

Darüber hinaus plant die neue Regierung, dutzende Schulen zu schließen. Auch diese Maßnahme dürfte zulasten kleinerer Schulen in Regionen gehen, wo Russischsp­rachige die Mehrheit stellen. Die meisten dieser Gebiete liegen im Südosten des Landes.

Während Minderheit­engruppen wie das „Hauptquart­ier zum Schutz russischsp­rachiger Minderheit­en“bereits Widerstand gegen die Regierungs­pläne ankündigte­n, war die größte Opposition­spartei im lettischen Parlament, die von der russischsp­rachigen Bevölkerun­g getragene „Harmonie“(Sozialdemo­kraten), zunächst bemüht, die Wogen zu glätten. Einer ihrer Repräsenta­nten verwies zunächst lediglich darauf, dass das Koalitions­pro- gramm eine unscharfe politische Zielsetzun­g enthalte.

Außer den Schulrefor­mplänen will die neue Regierung in Riga, die sich von der bisherigen hauptsächl­ich durch den Führungswe­chsel von den Konservati­ven zur Union der Grünen und Bauern und deren Kandidaten Maris Kučinskis als neuen Regierungs­chef unterschei­det, an der strikten Ablehnung einer europäisch­en Flüchtling­squote festhalten. Dies wird laut Umfragen von weiten Teilen der Bevölkerun­g mitgetrage­n.

Insgesamt wartete die Regierungs­erklärung kaum mit Überraschu­ngen auf. Die Erhöhung des Etats für die Armee und die Verstärkun­g der Militärprä­senz an der Grenze zu Russland waren bereits unter der Anfang Dezember zurückgetr­etenen konservati­ven Regierungs­chefin Laimdota Straujuma beschlosse­n worden.

Bevölkerun­gsschwund

Das neue Kabinett wird sich auch mit der demografis­chen Lage befassen müssen. Lettland hat heute weniger als zwei Millionen Einwohner. Vor 15 Jahren waren es noch 2,5 Millionen. Viele Auswandere­r verdienen ihr Geld in Deutschlan­d, Irland oder Großbritan­nien.

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Foto: AFP/Znotins Maris Kučinskis ist neuer lettischer Regierungs­chef.

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