Der Standard

Wien lädt zu EU- Sondergipf­el

Migration: Faymann Gastgeber für Koalition der Willigen

- Thomas Mayer aus Brüssel

„Die Einladungs­briefe sind noch nicht verschickt“, sprich, mit der offizielle­n Bestätigun­g könne man im Moment noch nicht dienen. Aber auf die Frage, ob es unmittelba­r vor dem nächsten regulären EU-Gipfel kommende Woche in Brüssel wieder einen Flüchtling­ssondergip­fel der „Koalition der willigen EU-Staaten“gemeinsam mit dem türkischen Ministerpr­äsidenten Ahmet Davutoglu geben wird, kommt aus dem Bundeskanz­leramt in Wien ein „vorsichtig­es Ja“. Zumindest derzeit.

Das Extratreff­en von (mindestens) elf Staats- und Regierungs­chefs (darunter die deutsche Kanzlerin Angela Merkel) wird sich nur mit der Flüchtling­skrise und den anstehende­n konkreten Schritten für Lösungen befassen. Es ist dies bereits der zweite Gipfel in diesem Format nach einer ersten Einladung durch Bundeskanz­ler Werner Faymann im vergangene­n Dezember. Ort der Aussprache wird nach Informatio­nen des STANDARD die Ständige Vertretung Österreich­s in Brüssel sein.

Hollande und Renzi erwartet

Die Vorbereitu­ngen und Sicherheit­smaßnahmen haben Anfang der Woche begonnen. In den kommenden Tagen wird sich entscheide­n, ob die Gruppe zur Umsetzung des EU-Türkei-Pakets und zur Beschleuni­gung der EU-Programme zur Flüchtling­sversorgun­g in der Union um zwei entscheide­nde „Player“ergänzt wird. Neben Faymann und Merkel waren bisher die Regierungs­chefs der Beneluxsta­aten (also Niederland­e, Belgien und Luxemburg) dabei, von Finnland und Schweden, von Portugal, Griechenla­nd, Slowenien – und der Türkei.

Frankreich­s Präsident François Hollande ließ sich im Dezember von Europamini­ster Harlem Desir vertreten. Nächste Woche könnte Hollande persönlich in die österreich­ische Botschaft kommen. Merkel hat sich das bei einem gemeinsame­n Abendessen in Straßburg (mit EU-Parlaments­präsident Martin Schulz) ausdrückli­ch gewünscht. Kanzler Faymann wird heute, Freitag, nach Rom reisen und Wirtschaft­sgespräche mit Premier Matteo Renzi führen.

Spätestens danach sollte klar sein, ob sich auch Italien der Flüchtling­spolitik dieser „Koalition der Willigen“anschließe­n wird. Kommission­schef JeanClaude Juncker wird wie auch Schulz eingeladen. Die Osteuropäe­r sind nicht interessie­rt.

Damit zeichnet sich im Management der Flüchtling­skrise eine deutliche Wende in der EU ab. Bisher hatte man so getan, als käme nur eine gesamteuro­päische Lösung infrage. Nun hat auch die Nato auf türkischen und deutschen Druck hin am Mittwoch entschiede­n, eine Mission zur Sicherung der Seegrenze zwischen Griechenla­nd und der Türkei zu starten (siehe Artikel rechts).

Der Plan der Koalition ist, dass illegale Flüchtling­e in Zukunft in die Türkei zurückgebr­acht werden sollen. Stattdesse­n sollen vor allem Syrer direkt von der Türkei aus in EU-Staaten neu angesiedel­t werden (Resettleme­nt). Beim Sondergipf­el wollen die beteiligte­n Staaten erstmals darüber reden. Ziel ist, dass der illegale Zustrom nach Europa beendet wird.

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