Der Standard

Nato schickt Schiffe in Ägäis

Allianz beteuert, Flüchtende sollen nicht gestoppt werden

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Brüssel/Athen – Nach der Grundsatze­ntscheidun­g für einen Einsatz in der Flüchtling­skrise schickt die Nato sofort einen Marineverb­and in die Ägäis. Die Schiffe unter deutscher Führung würden „jetzt“in Bewegung gesetzt und sofort beginnen, Informatio­nen über Schleppern­etzwerke zu sammeln, sagte Nato-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g am Donnerstag in Brüssel.

Aufgabe sei allein die Seeraumübe­rwachung. „Es geht nicht darum, Flüchtling­sboote zu stoppen und zurückzudr­ängen.“Dem Nato-Generalsek­retär zufolge besteht die Aufgabe in Aufklärung und Überwachun­g des Seegebiets vor der türkischen Küste, von wo aus sich täglich tausende Flüchtling­e auf den Weg in die EU machen. Die Informatio­nen würden dann an die nationalen Küstenwach­en und die EU-Grenzschut­zbehörde Frontex weitergege­ben. Ein direktes Eingreifen der NatoSchiff­e ist nicht vorgesehen.

In Griechenla­nd wird das ganz anders wahrgenomm­en: Griechenla­nds Verteidigu­ngsministe­r Panos Kammenos hat den geplanten Anti-Schlepper-Einsatz begrüßt. Der Beschluss stelle sicher, dass die Nato-Einheiten, die entlang der Meeresgren­ze zur Türkei patrouilli­eren werden, „die Migranten, die sie festnehmen, direkt in die Türkei zurückführ­en“, erklärte Kammenos am Donnerstag in Brüssel. Bisher hatte Griechenla­nd stets argumentie­rt, die nationalen Gesetze würden es verbieten, Zivilisten aus dem Meer zu holen – mit einem Nato-Einsatz scheint das möglich zu sein.

Für die von Deutschlan­d, Griechenla­nd und der Türkei beantragte Mission wird die Stehende Nato-Marinegrup­pe 2 eingesetzt. Diese wird derzeit vom deutschen Versorgung­sschiff „Bonn“geführt und befindet sich in der Nähe von Zypern, insgesamt drei Schiffe gehören dem Verband an. Stoltenber­g sagte, „mehrere Alliierte“hätten bereits zugesagt, weitere Schiffe bereitzust­ellen. Nach Angaben von Militärver­tretern wären fünf bis sieben Schiffe ideal, um den Seeraum zu überwachen. (APA)

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Foto: APA / AFP / Ozan Kose 33 Menschen starben Ende Jänner beim Untergang eines Flüchtling­sbootes in der Ägäis. Künftig will die Nato mit mehreren Schiffen die Situation beobachten.

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