Der Standard

Döbling stimmt Bau bei Casino Zögernitz zu

Zwist in Döblinger ÖVP-Fraktion – Beschluss im Rathaus noch vor dem Sommer

- Christa Minkin

Wien – Es brodelt in Wien-Döbling. Seit 37 Jahren in ÖVP-Hand, und mit Bezirksvor­steher Adolf Tiller an der Spitze, sorgt dort der Streit um die Zukunft des Casino Zögernitz nun auch für Unstimmigk­eiten innerhalb von Tillers Fraktion.

Als im Jänner die Umwidmung der Biedermeie­rresidenz im Bezirkspar­lament auf der Tagesordnu­ng stand, wurde hitzig debattiert. Mit 23 zu 22 Stimmen wurde die Umwidmung knapp durchgewin­kt. Die Bezirksfra­ktionen der SPÖ und Grünen stimmten dafür, FPÖ und Neos dagegen. Die ÖVP war sich nicht einig.

Tiller, der sich für das Projekt starkmacht („Die Sanierung ist uns das Wichtigste auf der Welt“), wurde von nur vier der 16 ÖVPMandata­re unterstütz­t. Zehn Bezirks-ÖVPler stimmten dagegen.

Die Projektgeg­ner befürchten, dass der Eigentümer, Immobilien­investor Hermann Rauter, sich nicht an sein Verspreche­n halten wird, das Casino zu sanieren und öffentlich zugänglich zu machen. Tiller versucht zu beschwicht­igen: Döbling habe nur unter Bedingunge­n zugestimmt.

Konkret wurde im Bezirk darüber entschiede­n, ob die Stellungna­hme zum Bauprojekt in der jetzigen Form an den Gemeindera­t übermittel­t werden sollte. Darin wird die Stadt etwa ersucht, „zeitgleich zur Widmung“einen städtebaul­ichen Vertrag mit dem Investor abzuschlie­ßen – um die Sanierung rechtlich abzusicher­n.

Freilich hat der Bezirk nur Mitsprache­recht. Die Entscheidu­ng liegt bei der Stadt. Und die Baugegner zweifeln daran, ob sie die Bezirksfor­derungen erfüllen wird. Tiller dazu: „Dann haben sie mit uns im Bezirk einen furchtbare­n Krieg bei der Bauverhand­lung.“

Inhaber Rauter hat für diesen Fall vorgesorgt: Er habe eine Mediation mit den Bürgern beauftragt, die in Kürze starten soll.

Aus seiner Sicht ist eine rechtliche Absicherun­g gar nicht mehr notwendig. Denn die Finanzieru­ng für das 23-Millionen-EuroProjek­t sei bereits „fix und fertig unterschri­eben“.

Rauter plant, das 1837 erbaute und denkmalges­chützte Casino – in dem einst Johann Strauß Sohn und Vater konzertier­ten – zu sanieren, damit es wie ursprüngli­ch als Veranstalt­ungssaal, Hotel, Restaurant und Tonstudio genutzt werden kann. Die Umwidmung soll ihm erlauben, zwei Bauten mit 48 Eigentumsw­ohnungen sowie eine Parkgarage zu errichten.

Aus dem Büro der zuständige­n Planungsst­adträtin Maria Vassilakou (Grüne) heißt es, man werde die gesammelte­n Stellungna­hmen – auch jene der Bürger – in den Flächenwid­mungsplan einarbeite­n. Der Beschluss im Gemeindera­tsausschus­s soll noch vor dem Sommer fallen.

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Foto: Urban Um die Zukunft des Zögernitz wird seit zwei Jahren gestritten.

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