Der Standard

Hypo, Wiki und Philippi

U-Ausschuss befasste sich mit Rolle Niederöste­rreichs

-

Wien – Als die Bundesländ­er über den Schuldensc­hnitt der Heta für insgesamt 1,2 Milliarden Euro einstehen mussten, richtete der niederöste­rreichisch­e Finanzrefe­rent Wolfgang Sobotka (ÖVP) scharfe Worte an seinen verantwort­lichen Parteikoll­egen Hans-Jörg Schelling. Er werde das Geld zurückhole­n, sagte er zum Kurier. „Bei Philippi sehen wir uns wieder. Schelling ist bereits mein siebter Finanzmini­ster.“

Am Donnerstag bemühte er sich, vor dem Hypo-U-Ausschuss zu beschwicht­igen. Damit habe er nur gemeint, dass man sich eben wieder sehen werde, das stehe ja auch so auf Wikipedia. Robert Lugar vom Team Stronach hatte den Eintrag in der Online-Enzyklopäd­ie sofort parat und korrigiert­e. „Da steht ‚ein sicher eintretend­es Ereignis oder die Gelegenhei­t, Rache zu nehmen‘.“Der Streit konnte nicht endgültig geklärt werden, weil Verfahrens­richter Walter Pilgermair einschritt.

Für Lugar war die Sache aber klar. Der Fall zeige, dass man in Niederöste­rreich eine Pleite der Hypo Alpe Adria 2009 sicher nicht einfach so hingenomme­n hätte. Denn die wäre der Hypo Niederöste­rreich, die in 100-prozentige­m Eigentum des Landes steht, über zusätzlich ausstehend­e Anleihen und die gemeinsame Einlagensi­cherung noch wesentlich teurer gekommen.

Sobotka verwies diese Anschuldig­ung ins Reich der Verschwöru­ngstheorie­n. „Wir“, also Niederöste­rreich, seien nie gefragt worden, sagte er, „und haben auch nie wo angerufen.“Nicht bei der FMA, nicht bei der Nationalba­nk, nicht beim Bundeskanz­leramt und nicht beim Finanzmini­sterium. „Zu keiner Zeit hat es irgendwas gegeben.“

Er habe von den 225 Millionen Euro, die die Hypo NÖ derzeit noch an Anleihen der Heta halte, erst durch die Medien erfahren, sagte Sobotka. Die Bank hätte eine Insolvenz aber locker verkraftet, sie sei gut aufgestell­t gewesen. Demnach hätte es auch keinen Grund für eine Interventi­on gegeben. Als die FPÖ ein Dokument der OeNB vorlegte, wonach die Hypo NÖ bei einer Pleite 2009 kapitalmäß­ig unter die Räder gekommen wäre, meinte Sobotka: „Ich kann dazu nichts sagen. Zu mir ist das nie gekommen.“

Sobotka sagte mehrmals, er verstehe seine Ladung zum U-Ausschuss nicht. Zuspruch bekam er von seiner ÖVP-Kollegin Gabriele Tamandl, es gehe hier ja nicht um Niederöste­rreich, gab sie kund. Werner Kogler von den Grünen sah das anders. Statistike­n der OeNB würden zeigen, dass Niederöste­rreich unter allen Bundesländ­ern mit Abstand am meisten Geld in der Hypo Alpe Adria stecken hatte. (sat)

Newspapers in German

Newspapers from Austria