Der türkische Rammbock
Jetzt ist die Zeit der Rundumschläge in Ankara: gegen die USA, gegen den Kreml, die Uno, gegen Brüssel und die Europäer sowieso. In den miteinander verquickten Problemen Flüchtlingskrise, Syrien-Krieg und Krieg in den kurdischen Städten im Südosten des eigenen Landes steht die türkische Führung nun mit dem Rücken zur Wand.
Das ist nicht allein das Ergebnis einer verfehlten Politik in Ankara. Die militärische Offensive der syrischen RegimeAllianz von Russland, Iran und Assad-Truppen hat eine neue Flüchtlingswelle Richtung Türkei ausgelöst. Ankaras Geduld ist erschöpft. Aber Staatschef Tayyip Erdogan und seine Regierung sehen auch, dass sich die militärische Lage in Syrien nun gänzlich gegen sie wendet.
Deshalb die beleidigenden Worte gegen die Uno und die EU, die diplomatisch selbstmörderisch anmutenden Angriffe gegen den wichtigsten Partner USA, die Andeutungen von einem geplanten Einmarsch in Syrien. All dies untergräbt weiter die Glaubwürdigkeit der Türkei. Doch für manche im „Weißen Palast“, Erdogans Macht- und Prunkzentrale in Ankara, ergibt es Sinn, jetzt mit Gewalt einen Platz auf dem syrischen Kriegsschauplatz zu erzwingen.
Ein Vorstoß der türkischen Armee nach Aleppo würde für Ankara enorme Risiken in sich bergen. Rhetorische Rundumschläge der Türkei aber können Bewegung in die Akteure in Syrien bringen. Die Russen haben schon eine Verständigung über eine Waffenruhe angeboten.