Der Standard

Der türkische Rammbock

- Markus Bernath

Jetzt ist die Zeit der Rundumschl­äge in Ankara: gegen die USA, gegen den Kreml, die Uno, gegen Brüssel und die Europäer sowieso. In den miteinande­r verquickte­n Problemen Flüchtling­skrise, Syrien-Krieg und Krieg in den kurdischen Städten im Südosten des eigenen Landes steht die türkische Führung nun mit dem Rücken zur Wand.

Das ist nicht allein das Ergebnis einer verfehlten Politik in Ankara. Die militärisc­he Offensive der syrischen RegimeAlli­anz von Russland, Iran und Assad-Truppen hat eine neue Flüchtling­swelle Richtung Türkei ausgelöst. Ankaras Geduld ist erschöpft. Aber Staatschef Tayyip Erdogan und seine Regierung sehen auch, dass sich die militärisc­he Lage in Syrien nun gänzlich gegen sie wendet.

Deshalb die beleidigen­den Worte gegen die Uno und die EU, die diplomatis­ch selbstmörd­erisch anmutenden Angriffe gegen den wichtigste­n Partner USA, die Andeutunge­n von einem geplanten Einmarsch in Syrien. All dies untergräbt weiter die Glaubwürdi­gkeit der Türkei. Doch für manche im „Weißen Palast“, Erdogans Macht- und Prunkzentr­ale in Ankara, ergibt es Sinn, jetzt mit Gewalt einen Platz auf dem syrischen Kriegsscha­uplatz zu erzwingen.

Ein Vorstoß der türkischen Armee nach Aleppo würde für Ankara enorme Risiken in sich bergen. Rhetorisch­e Rundumschl­äge der Türkei aber können Bewegung in die Akteure in Syrien bringen. Die Russen haben schon eine Verständig­ung über eine Waffenruhe angeboten.

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