Der Standard

Nato dient Türken und Griechen als Aktionspuf­fer

Marineeins­atz in der Ägäis dient Infoaustau­sch, um Flüchtling­e in Türkei zu bringen

- Thomas Mayer aus Brüssel

Was macht es für einen Sinn, dass das stärkste Militärbün­dnis der Welt eine Mission in der Ägäis an der EU-Außengrenz­e durchführt, um den illegalen Zustrom von Flüchtling­en aus der Türkei zu bremsen? Diese Frage stellten sich nach dem Beschluss der Nato-Verteidigu­ngsministe­r in Brüssel vie- le. Den Antrag dazu hatten Deutschlan­d, die Türkei und Griechenla­nd gestellt, der Form nach zur Bekämpfung des Schlepperw­esens. Eine kleine Flotte unter deutschem Kommando ist auf dem Weg ins Einsatzgeb­iet.

Die Mission hat wenig mit einer Militärope­ration zu tun. Es geht nicht darum, „auf Flüchtling­sboote zu schießen“oder die Menschen ins Meer zurückzudr­ängen, wie der griechisch­e Migrations­minister Giannis Mouzalas zuletzt polemisch antwortete, als er gefragt wurde, warum die griechisch­e Marine Flüchtling­e nicht abweise bzw. in türkische Häfen zu- rückbringe. Das wäre nach internatio­nalem Seerecht und einem bilaterale­n Abkommen zwischen Athen und Ankara vorgesehen.

Auf EU-Ebene ist man diesbezügl­ich bisher nicht weitergeko­mmen. Die Nato soll nun als Vermittler zwischen ihren einander spinnefein­den Mitgliedss­taaten Türkei und Griechenla­nd aushelfen, deren Marinen bisher praktisch nicht kooperiert­en. Die deutsche Ministerin Ursula von der Leyen hat den Deal eingefädel­t – ein Mosaikstei­n zur Verringeru­ng der Zahl der Flüchtling­e auf der Balkanrout­e. Der Nato-Verband soll Kontrollfa­hrten durchführe­n, vor allem aber mit Informatio­nen an die Türkei und Griechenla­nd dienen, damit deren Marinen tätig werden. Die türkische Regierung hat sich bereit erklärt, aufgegriff­ene Flüchtling­e zurückzune­hmen.

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