Der Standard

Österreich ignorierte Abgase

2012 forderte EU-Kommission „Marktüberw­achung“

-

Wien – Nun ist es amtlich: Österreich erachtete es jahrelang nicht für notwendig, die Einhaltung von Abgasen bei Autos zu überprüfen. Wohl hatte die EU-Kommission die Mitgliedss­taaten bereits drei Jahre vor dem VW-Abgasskand­al aufgeforde­rt, „Maßnahmen, die für eine effektive Marktüberw­achung für Erzeugniss­e der Automobili­ndustrie erforderli­ch sind, einzuführe­n“. Mehr als Schriftsät­ze folgten jedoch nicht.

Wie sich aus einer Anfragebea­ntwortung des Verkehrsmi­nisteriums an die Grünen erschließt, hatte EU-Kommissar Antonio Tajani im Juli 2012 unter Berufung auf die aus Autoindust­rie, Gewerkscha­ften, Nutzern, NGOs und EU-Institutio­nen bestehende Arbeitsgru­ppe „CARS 21“die Einführung eines „Marktüberw­achungssys­tems“angeregt. Das damit verfolgte Ziel: Die Sicherstel­lung von Strukturen und Mittel, um Korrekturm­aßnahmen durchführe­n zu können, falls Kfz die EUTypgeneh­migungen nicht erfüllen oder „eine ernsthafte Gefährdung von Sicherheit und Umwelt darstellen oder es zu Fälschunge­n oder Manipulati­onen derartiger Erzeugniss­e kommt.“

In die Wege geleitet wurde diesbezügl­ich nichts. In Tajanis Schreiben an Österreich­s Wirtschaft­sminister war lediglich ausgeführt, dass die Durchsetzu­ng der Binnenmark­tvorschrif­ten durch ein Marktüberw­achungssys­tem verbessert werden müsste, so die Begründung des neuen Verkehrsmi­nisters, Gerald Klug (SPÖ), in der Anfragebea­ntwortung.

Auch habe es sich nur um Vorschläge gehandelt. Die damalige Verkehrsmi­nisterin Doris Bures (SPÖ) sandte dem Wirtschaft­sminister eine Stellungna­hme samt Auflistung der im Kraftfahrg­esetz bestehende­n Steuerungs­und Kontrollin­strumente: Kfz mit EU-Betriebser­laubnis dürfen auf Übereinsti­mmung mit Musterdate­nsätze geprüft und die Zulassung untersagt werden, sofern diese die Gesundheit gefährden. Und: Die geforderte „effektive Marktüberw­achung“könnten sich Verkehrsmi­nisterium und Bundesländ­er eventuell teilen.

„Das Ministeriu­m soll endlich prüfen“, fordert Grünen-Verkehrssp­recher Georg Willi. Minister Klug lehnt dies unter Hinweis auf deutsche Behörden ab: „Duplizität­en sind nicht sinnvoll.“(ung)

 ?? Foto: APA / Erwin Scheriau ?? Delegiert Abgastests: Verkehrsmi­nister Gerald Klug.
Foto: APA / Erwin Scheriau Delegiert Abgastests: Verkehrsmi­nister Gerald Klug.

Newspapers in German

Newspapers from Austria