Türkischer OMV-Tank leer
Energiekonzern will Petrol Ofisi abstoßen
Wien – Die OMV will ihre vor fünf Jahren mehrheitlich erworbene türkische Tankstellenkette Petrol Ofisi nun wieder loswerden. Verkauft werden sollen bis zu 100 Prozent der Anteile, derzeit laufe ein Verfahren zur Auswahl eines Beraters für den Verkaufsprozess, teilte die OMV am Freitag mit. Mit der Petrol Ofisi hatte die OMV schon seit längerer Zeit keine Freude mehr. Das Geschäft in der Türkei werde durch Eingriffe des Regulators beeinträchtigt, der die Margen in der Branche gedeckelt habe, so die wiederholte Klage der OMV-Führung.
Nun hat man offenbar beschlossen, die Reißleine zu ziehen. Der Verkauf sei ein wichtiger Schritt in der Strategie der OMV, „sich auf das Upstream-Geschäft sowie integrierte Downstream-Aktivitäten zu fokussieren“, heißt es in der Aussendung.
Die OMV war 2006 mit zunächst 34 Prozent bei Petrol Ofisi eingestiegen und hatte später in mehreren Schritten weiter aufgestockt. Der einstige Staatsbetrieb war 2000 mehrheitlich an die türkische Dogan-Gruppe agegeben worden. Als die OMV 2010 ihren Anteil aufstockte, zahlte sie eine Milliarde Euro für 54 Prozent der Anteile. Zwischenzeitig war die Erhöhung der Beteiligung wegen milliardenschwerer Steuerforderungen der türkischen Finanz ins Stocken geraten. Petrol Ofisi betreibt 1785 Tankstellen und hat somit das größte Tankstellennetz in der Türkei. 2015 hat Petrol Ofisi rund 10 Mio. Tonnen Treibstoff verkauft. Darüber hinaus betreibt die Petro Ofisi das größte Speicher- und Logistikgeschäft am türkischen Treibstoffmarkt mit einer Speicherkapazität von mehr als eine Mio. Kubikmetern. Das Unternehmen ist auch der größte Lieferant von Schmiermitteln.
Die OMV versucht angesichts dramatisch gesunkener Rohölpreise und einer hohen Verschuldung, ihre Finanzsituation zu verbessern. Sonderabschreibungen von 2,5 Milliarden Euro plus 300 Millionen Euro an Rückstellungen für den Flüssiggasterminal in Rotterdam belasten den Konzern stark. Eine Verschärfung des Sparprogramms hat OMV-Chef Rainer Seele bereits angekündigt. Kommende Woche wird die neue Strategie des Konzerns präsentiert.
Bereits bekannt ist die Veräußerung von 49 Prozent an der Gas Connect Austria, für die sich Finanzinvestoren – darunter die Allianz – interessieren sollen. Noch nicht so weit gediehen ist ein geplanter Asset-Tausch mit der Gazprom: Für die Beteiligung an einem sibirischen Gasfeld wollen die Österreicher den Russen diverse Aktivitäten – darunter Raffinerien – anbieten. (red, APA)