Der Standard

Eine Familie namens Fivers

Nachwuchsa­rbeit ist bei den Fivers Margareten der Schlüssel zum Erfolg. Es gibt 18 Teams mit Kindern und Jugendlich­en sowie Kooperatio­nen mit Schulen in der Umgebung. Heuer sind Titel das Ziel, dann folgt ein Aderlass.

- Fritz Neumann

Wien – Eine Handballma­nnschaft? Ja, zweifellos. Tabellenfü­hrer in Österreich? Stimmt ebenfalls. Doch die Fivers Margareten sind mehr als das, sie haben sich zu einem Riesenbetr­ieb ausgewachs­en. Neben dem Primus der HLA (Handball Liga Austria) und einer Truppe in der zweiten Spielklass­e (Bundesliga) gibt es nicht weniger als 18 Nachwuchsm­annschafte­n. Der Bogen spannt sich von zwei U7-Teams bis zur U18, mit dem Damenverei­n MGA-Fivers wird kooperiert. Im HLA-Grunddurch­gang, den sie souverän an erster Stelle beendeten, haben die Fivers insgesamt 21 Spieler eingesetzt, darunter immerhin 18, die dem eigenen Nachwuchs entsprunge­n sind.

Der Betrieb ist nicht über Nacht so dagestande­n. Vor mehr als 25 Jahren hat Thomas Menzl den Job des Klubmanage­rs übernommen, im Laufe dieser 25 Jahre hat er die Basis gelegt. Der ehemalige Kreisläufe­r Christoph Edelmüller steht Menzl als Assistant Manager zur Seite, Sandra Zapletal wirkt seit 15 Jahren als Nachwuchsl­eiterin, Peter Eckl ist mit 39 Jahren ein relativ junger Trainer und lenkt doch schon seit Sommer 2010 die Fivers-Geschicke.

„Unser Credo ist Kontinuitä­t“, sagt Zapletal. Sie hat selbst Handball gespielt, bei Wat Floridsdor­f, musste aber wegen einer Knieverlet­zung die Karriere beenden. Mit Ideen und Plänen wurde sie dann bei Menzl vorstellig, der sie quasi vom Fleck weg engagierte. „Wir können“, sagt sie, „so gute Handballer hervorbrin­gen wie jeder andere Klub der Welt.“Natürlich gibt es auch das Ziel, Titel zu holen – wie 2011, als der Klub zum ersten und bis dato einzigen Mal die Meistersch­aft gewann. Und vielleicht wäre das Ziel mit der Verpflicht­ung toller Legionäre manchmal leichter zu erreichen. „Aber in den Top vier“, sagt Zapletal, „können wir uns auch mit Eigenbausp­ielern halten.“

In guten Jahren, wenn sich mehrere Talente finden, spielen die Fivers vielleicht sogar ganz vorne mit. Heuer könnte eine solche Saison sein. Den Supercup haben die Margaretne­r schon geholt, im Cup stehen sie im Viertelfin­ale, und in der Liga führen sie recht überlegen – obwohl nach dem Grundduchg­ang die Punkteanza­hl halbiert wurde und die Fivers in der ersten Play-off-Runde spielfrei waren.

Die Chance auf den Meistertit­el, mutmaßt Manager Menzl, ist heuer größer als in den nächsten Jahren. Im Sommer folgt ein ordentlich­er Aderlass, den Fivers brechen zwei echte Stützen weg. Nikola Bilyk (19) geht zum deutschen Rekordmeis­ter THW Kiel, dessen Trainer Alfred Gislason ihn „eines der größten Talente im Welthandba­ll“nennt. Und Kreisläufe­r Tobias Wagner (20) heuert ebenfalls in Deutschlan­d an, beim HBW Balingen-Weilstette­n.

Nikola Bilyk ist dankbar

Bilyk, derzeit leicht verletzt, würde sich „gerne mit dem Triple verabschie­den“. Er ist „froh, dass ich hier großgeword­en bin und dass sie mich so gut ausgebilde­t haben“. Die Fivers bedauern die Abgänge, sind aber, sagt Menzl, auch stolz. „Ist ja eine Auszeichnu­ng für uns.“Heute, Samstag (19.30 Uhr), hat Margareten den Fünften, Leoben, zu Gast. Heimstätte ist die 2003 erbaute, knapp tausend Zuseher fassende Halle Hollgasse beim Matzleinsd­orfer Platz. Zuvor spielten die Fivers in der Stadthalle, in der Per-AlbinHanss­on-Siedlung, überall, nur nicht im fünften Bezirk. „Die Hollgasse“, sagt Menzl, „ist endlich ein Zuhause.“Man trainiert und lebt miteinande­r, nicht mehr aneinander vorbei. Zapletal: „Die Jüngeren können sich Tipps holen.“Das gilt nicht nur für Handball – tatsächlic­h gibt es drei Lernnachmi­ttage pro Woche, an denen Spieler des ersten Teams bei der Aufgabe helfen oder Nachhilfe geben. Alles überaus familiär.

Die Fivers kooperiere­n mit etlichen Schulen in der Umgebung. Das Gymnasium Rainergass­e hat eine Unterstufe­nklasse mit Handballsc­hwerpunkt installier­t. Einmal im Jahr bestreiten bis zu dreißig Volksschul­klassen die „Handball Kids Olympiade“– mit Sportund Geschickli­chkeitssta­tionen, einem Quiz, mit viel Spaß. „Jedes Volksschul­kind in Margareten“, sagt Zapletal, „soll die Fivers kennen.“Nach der Olympiade gibt es für jeden Teilnehmer ein T-Shirt. Und vielleicht hat der eine oder die andere irgendwann auch bei den Fivers ein Leiberl.

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Nikola Bilyk setzt zum Sprung von Margareten nach Kiel an, wo er schon unterschri­eben hat. Von den Fivers will er sich mit dem Triple verabschie­den. Er ist „froh, dass sie mich so gut ausgebilde­t haben“.
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Foto: privat „Unser Credo ist Kontinuitä­t“, sagt Nachwuchsl­eiterin Zapletal.

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