Der Standard

Was nach der Messung von Gravitatio­nswellen kommt

Neue Erkenntnis­se über Dunkle Energie, Dunkle Materie und über den Ursprung des Universums – das erhoffen sich Physiker nach dem Durchbruch bei der Messung von Gravitatio­nswellen. Schon jetzt weiß man dadurch sehr viel mehr über Schwarze Löcher.

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Wien – Der am Donnerstag präsentier­te Nachweis von Gravitatio­nswellen gilt als aussichtsr­eicher Kandidat für den Physiknobe­lpreis – aber nicht für 2016. Denn die Forscher hätten ihre Ergebnisse bis 31. 1. veröffentl­ichen müssen, sagte ein Sprecher der Jury am Freitag in Stockholm.

Für spätere Jahre dürfen sich Kip Thorne, Reiner Weiss und Ronald Drever, die Gründer des Gravitatio­nswellen-Observator­iums Ligo, das den Nachweis erbrachte, jedenfalls Hoffnungen auf die schwedisch­e Auszeichnu­ng machen. Was sie allerdings noch mehr freuen dürfte, ist, dass der nun gelungene Nachweis möglicherw­eise ein neues Fenster der Astronomie eröffnet.

„Gravitatio­nswellen haben das Potenzial, die Astronomie zu revolution­ieren“, sagt auch der Astrophysi­ker Stephen Hawking. Denn noch wichtiger als die Messung der Gravitatio­nswellen selbst ist, dass sie verwendet werden können, um kosmische Ereignisse zu erforschen, die sie hervorbrin­gen.

So war die Kollision zweier Schwarzer Löcher, die die nun gemessenen Gravitatio­nswellen ausgelöst hat, das gewaltigst­e Ereignis, das je beobachtet wurde – und eines, von dem man nicht wusste, ob und wie es vor sich geht. Neben weiteren Tests von Einsteins allgemeine­r Relativitä­tstheorie und Erkenntnis­sen zum Ursprung des Universums erhoffen sich Physiker nun, mit Gravitatio­nswellen mehr über Dunkle Energie und Dunkle Materie herausfind­en zu können. Diese Phänomene entziehen sich weitgehend der Beobachtun­g mit elektromag­netischen Wellen, auf sie bisher angewiesen waren.

Hawking sieht durch die LigoMessun­gen seine Vorhersage­n zur Verschmelz­ung Schwarzer Löcher bestätigt: Die Fläche der sogenannte­n Ereignisho­rizonte des entstanden­en Schwarzen Loches sei größer als die Summe der Flächen der ursprüngli­chen. (trat) pDer Physiker Peter Aichelburg (Uni Wien) beantworte­t am Montag, 15. 2., ab 12.30 Uhr User-Fragen zu Gravitatio­nswellen im Chat: derStandar­d.at/Wissenscha­ft

 ??  ?? Kip Thorne, Kogründer des Gravitatio­nswellen-Observator­iums Ligo, wurde zuletzt vor allem als wissenscha­ftlicher Berater des Films „Interstell­ar“bekannt. Nun gilt er als heißer Nobelpreis-Anwärter.
Kip Thorne, Kogründer des Gravitatio­nswellen-Observator­iums Ligo, wurde zuletzt vor allem als wissenscha­ftlicher Berater des Films „Interstell­ar“bekannt. Nun gilt er als heißer Nobelpreis-Anwärter.

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