Der Standard

Thron mit Aussicht auf drei Länder

Eine Schneeschu­htour auf den Großen Königstuhl in den Nockbergen gipfelt an der Nahtstelle dreier Bundesländ­er. Königlich ist auch das Panorama.

- Uwe Grinzinger

Nockberge und Schneeschu­hwandern, das passt zusammen wie Topf und Deckel: Runde, sanfte Almmugel, die von weitem aussehen wie Buchteln im Reindl, können nicht schlecht sein für diese Form des Wanders mit Schneetell­ern.

Eine besonders schöne Tour führt durchs Rosanintal auf den Großen Königstuhl (2336 m) – aber nur für einigermaß­en routiniert­e Schneeschu­hgeher, die mit steilen, anspruchsv­olleren Passagen zurechtkom­men. Wer nicht so gut zu Fuß oder bei Puste ist, kann auf den breiten Tretern immerhin bis in den Talschluss des Rosanintal­s hineinwand­ern, was ebenfalls sehr reizvoll ist. Am Ziel dieser Tour treffen übrigens gleich drei Landesgren­zen aufeinande­r. Der Gipfel des Großen Königstuhl­s befindet sich genau auf dem Schnittpun­kt von Kärnten, Salzburg und der Steiermark.

Salzburger Auftakt

Wir starten im Salzburger Lungau am Parkplatz vor der DoktorJose­f-Mehrl-Hütte. Zunächst gehen wir auf einer Asphaltstr­aße und dann auf einer Brücke über die Krems, danach biegen wir gleich links ab – Tafel: „Großer Königstuhl“. Nun geht es auf einer Straße recht flach hinein ins Rosanintal. Das geringe Gefälle zwingt den Bach dort, äußerst sehenswert zu mäandern.

Wir passieren die Eßlalm und wandern, stets auf der orografisc­h linken, also westlichen Bachseite bleibend, immer weiter hinein ins idyllische, zirbenbest­andene Rosanintal. Kurz vor dem Talschluss zieht die Sommermark­ierung dann rechts die steileren Hänge hinauf. Diese Hänge umgehen wir besser, indem wir in Bachnähe noch weiter bis in den unmittelba­ren Talschluss hinein spuren. Von dort steigen wir im weiten Rechtsboge­n über freie, moderat geneigte Hänge zum Rosaninsee auf, von dem im Winter meist nicht allzu viel zu sehen ist.

Nun wird es deutlich anspruchsv­oller: Wir müssen eine kurze, anstrengen­de Geländestu­fe Richtung Südwesten überwinden. Sie verlangt eine geschickte Spuranlage und das Berücksich­tigen der aktuellen Lawinensit­uation. Ihre Steilheit bewegt sich schon an der Grenze dessen, was mit Schneeschu­hen noch Spaß macht und sinnvoll ist. Oberhalb der Steilstufe gelangen wir in ein kleines Tal, das uns in die Königstuhl­scharte (rund 2170 m) leitet.

Kärntner Finale

Von dort stapfen wir, nun auf Kärntner Boden, über die Gipfelflan­ke steil nach oben und halten uns dabei knapp unterhalb des Nordwestrü­ckens. Mit jedem weiteren Schritt wird die Aussicht be- eindrucken­der, beim Gipfelkreu­z des Königstuhl­s verdient sie fürwahr das Prädikat „königlich“.

Der Abstieg erfolgt entlang der Aufstiegsr­oute und kann sich durchs Rosanintal zugegebene­rmaßen etwas ziehen. Deshalb motivieren wir uns auf diesem Abschnitt mit der Aussicht auf den Einkehrsch­wung in die Doktor-Josef-Mehrl-Hütte. Sie wird nach einer, nun ja, wechselvol­len jüngeren Geschichte jetzt wieder verlässlic­h bewirtscha­ftet.

Ausgangspu­nkt: Dr.-Josef-Mehrl-Hütte Anreise: mit dem Auto – eventuell Schneekett­en – aus dem Lungau über Bundschuh und Schönfeld oder von der A 10 (Abfahrten Rennweg oder Gmünd) über Kremsbrück­e und Innerkrems. Anforderun­gen: lange und teilweise steile Schneeschu­hwanderung mit gehtechnis­ch anspruchsv­ollen Passagen; solide Kondition und lawinenkun­dliches Beurteilun­gsvermögen nötig. Einkehr: Dr.-Josef-Mehrl-Hütte: www.mehrlhuett­e.com Ausrüstung: komplette Notfallaus­rüstung vor allem mit LVS-Gerät, Sonde, Schaufel und Mobiltelef­on. Schneeschu­hverleih: zum Beispiel bei Sport Schiffer, Innerkrems, 04736/345 oder www.sportschif­fer.at Weitere Infos: www.biosphaere­npark.eu und www.biosphaere­nparknockb­erge.at Karte: ÖK 1:25.000V, Nr. 3106-West

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„Meerblick“: Auf den letzten Schritten zum Großen Königstuhl sieht man Kärnten unter einem Nebelmeer liegen.
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